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Ein Hoffnungsschimmer für die Welt – und ein bitterer Schatten (Kommentar)

Was für ein Moment: Nach Jahren zäher, fast quälender Verhandlungen haben sich die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ein Pandemie-Abkommen verständigt.

Eine Grundsatzeinigung – endlich. "Ein Geschenk an unsere Kinder und Enkel", nennt es WHO-Chef Tedros. Und er hat Recht. Dieses Abkommen ist mehr als nur ein bürokratisches Papier. Es ist ein Versprechen. Ein Aufbruch. Eine Antwort auf das kollektive Trauma der Corona-Zeit, das noch immer wie ein Schatten auf der Welt liegt.

Mehr als 20 Millionen Tote. Unzählige Existenzen zerstört. Gesundheitssysteme am Limit. Und vor allem: eine Welt, die angesichts einer globalen Katastrophe erschreckend schlecht vorbereitet war. Dass wir heute, im Jahr 2025, endlich gemeinsam sagen können: "Nie wieder so hilflos" – das ist ein kleiner Triumph der Menschlichkeit.

Aber dieser Triumph hat Risse.

Denn so groß der Durchbruch klingt – und so laut der Jubel in Genf war – so schmerzlich ist der Blick auf die Realität: Die USA fehlen. Wieder einmal. Donald Trump, zurück an der Spitze des mächtigsten Landes der Welt, hat den Rückzug aus der WHO verordnet. Ein Schlag ins Gesicht für all jene, die auf globale Solidarität bauen. Ausgerechnet in dem Moment, in dem die Welt einen gemeinsamen Kompass braucht, fehlt eine der zentralen Nationen auf der Landkarte der Vernunft.

Und auch der zähe Streit um den Technologietransfer offenbart das alte Problem: Wenn es darauf ankommt, kämpfen viele nicht fürs große Ganze, sondern für ihre eigenen Interessen. Pharma-Konzerne gegen Gerechtigkeit. Reiche Länder gegen den Süden der Welt. Es ist gut, dass es nun eine Einigung gibt – aber der bittere Beigeschmack bleibt.

Denn die Frage bleibt: Haben wir wirklich verstanden, was die Pandemie uns lehren wollte? Oder zementieren wir erneut ein System, in dem das Recht auf Gesundheit vom Geldbeutel abhängt?

Dieses Abkommen – so wichtig es ist – kann nur ein Anfang sein. Es muss mit Leben gefüllt werden. Mit echtem Willen zur Zusammenarbeit. Mit einer neuen Ethik der globalen Verantwortung. Ohne Wenn und Aber.

Die Welt hat eine Chance bekommen. Lassen wir sie nicht ungenutzt.

Kommentar von OZD/vB


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP