Was als „America First“-Strategie verkauft wurde, entpuppt sich immer mehr als erratischer Zickzackkurs: Die Entscheidung der US-Regierung, Smartphones, Computer und Halbleiter von den massiven Zollerhöhungen auszunehmen, zeigt nicht nur die wirtschaftliche Achillesferse der USA, sondern offenbart auch die politische Kurzsichtigkeit der Trump-Administration.
US-Präsident Donald Trump hatte die Zollerhöhungen als Druckmittel im Handelsstreit mit China präsentiert – ein kraftvoll inszeniertes Mittel gegen unfaire Handelspraktiken, wie er behauptet. Doch kaum waren die Zölle in Kraft, folgte der Rückzug: eine 90-tägige "Pause" sowie gezielte Ausnahmen bei Konsumgütern mit hoher Relevanz für die amerikanische Mittelschicht. Diese abrupte Kehrtwende lässt den Verdacht zu, dass es weniger um strategische Verhandlungstaktik geht, sondern vielmehr um die Angst vor politischem Flurschaden im eigenen Land – etwa vor den Wahlen.
Dabei ist der wirtschaftliche Schaden längst angerichtet. Die Ankündigung von Zollerhöhungen hatte bereits in den Wochen zuvor für massive Verunsicherung auf den Märkten gesorgt, internationale Lieferketten unter Druck gesetzt und Investitionsentscheidungen hinausgezögert. Dass nun Smartphones, Computer und Halbleiter ausgenommen werden, ist weniger ein Schritt der Vernunft als vielmehr ein taktischer Rückzug vor der eigenen Wählerschaft.
Trump offenbart damit eine schlichte Wahrheit: Eine moderne Volkswirtschaft kann sich keine ideologisch motivierte Abschottungspolitik leisten, ohne sich dabei selbst ins Knie zu schießen. Der Konsument zahlt den Preis, die Wirtschaft verliert an Planungssicherheit – und China, vermeintlich der Hauptadressat der Strafzölle, wird durch die selektive Anwendung eher gestärkt als geschwächt.
Zudem ist die politische Kommunikation mehr als fragwürdig. Die Zollpolitik wird zur tagespolitischen Laune erklärt, die Handelsbeziehungen zur Bühne nationalistischer Selbstinszenierung. Globale Lieferketten, Verbraucherpreise und Technologiemärkte sind keine Spielflächen für impulsive Symbolpolitik, sondern hochkomplexe Systeme, die Stabilität und Verlässlichkeit brauchen.
Die Ausnahme von Elektronikprodukten unterstreicht letztlich nur, wie tief die USA von chinesischen Importen abhängig sind – trotz aller "America First"-Rhetorik. Eine unabhängige Industriepolitik sieht anders aus.
Fazit: Die Rücknahme der Zölle auf bestimmte elektronische Produkte mag kurzfristig für Erleichterung sorgen, doch sie ist kein Zeichen von Einsicht, sondern ein Schuldeingeständnis – ein weiteres in einer Reihe chaotischer Maßnahmen, die weder wirtschaftlich noch außenpolitisch nachhaltige Lösungen bieten.
OZD/vB
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP