Friedrich Merz verfolgt eine außenpolitische Strategie, die auf wirtschaftlicher Resilienz, transatlantischer Verlässlichkeit und globaler Diversifizierung beruht. Seine Aussagen im Handelsblatt-Interview spiegeln eine klare Positionierung wider:
1. Transatlantisch, aber nicht blind abhängig
Merz bekennt sich zur Partnerschaft mit den USA, warnt aber vor einseitigen Abhängigkeiten – etwa bei Energieimporten. Die Zusammenarbeit soll auf Augenhöhe erfolgen, nicht aus politischem Opportunismus.
2. Europa als geopolitischer Akteur
Er betont Europas Notwendigkeit, sich als geschlossene politische Einheit zu präsentieren. Nur so könne Europa in der zunehmend fragmentierten Weltordnung Gehör finden – gerade im Umgang mit Protektionismus à la Trump.
3. Strategische Diversifikation von Handelspartnern
Merz setzt auf neue Allianzen außerhalb des transatlantischen Raums: Südostasien, Lateinamerika, Afrika. Das Ziel ist, wirtschaftliche Abhängigkeiten zu verringern und neue Wachstumsmärkte zu erschließen.
4. Brexit-Realismus mit Integrationswillen
Er akzeptiert den Brexit als Realität, sucht aber neue Formen wirtschaftlicher Nähe mit UK, Norwegen, Schweiz und Türkei. Merz denkt in flexiblen Modellen einer erweiterten europäischen Wirtschaftszone, nicht nur in starren EU-Grenzen.
Fazit: Merz’ außenpolitische Linie ist wirtschaftsgetrieben, realistisch in der Geopolitik und fokussiert auf Risikoausgleich durch Partnerschaftsvielfalt. Europa soll nicht nur reagieren, sondern strategisch agieren – mit einem klaren Bekenntnis zu offenen Märkten, aber wachsender Eigenständigkeit.
OZD/AFP
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