Schwerin Das Urteil erging am Freitag in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns und markiert einen vorläufigen Schlusspunkt in einem der größten Wirtschaftsskandale der Region.
Der heute 68-jährige Unternehmer wurde der Insolvenzverschleppung sowie des teilweise schweren Betrugs in drei Fällen für schuldig befunden. Laut Gericht hatte L. die drohende Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens über Wochen hinweg verschwiegen und in dieser Zeit weiterhin Kapital von Anlegern eingeworben. Die German Pellets GmbH mit Sitz in Wismar hatte erst am 10. Februar 2016 Insolvenz angemeldet, obwohl das Unternehmen nachweislich bereits Anfang Dezember 2015 überschuldet war.
Anleger getäuscht – Millionenverluste
In der Phase zwischen Dezember 2015 und Februar 2016 verkaufte L. an 31 private Anleger sogenannte Genussscheine, ohne diese über die prekäre finanzielle Lage des Unternehmens aufzuklären. Besonders schwer wog laut Anklage, dass L. bei einem weiteren Finanzierungsgeschäft Lagerbestände als Sicherheiten angab, die real nicht existierten. Der durch diese betrügerischen Handlungen verursachte Schaden beläuft sich laut Gericht auf rund 2,4 Millionen Euro.
Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich weitreichendere Anklagepunkte eingebracht – darunter eine deutlich längere Insolvenzverschleppung und zusätzliche Betrugshandlungen. Diese konnten im Verfahren jedoch nicht ausreichend nachgewiesen oder wurden im Rahmen einer Verständigungsvereinbarung zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht eingestellt.
Urteil noch nicht rechtskräftig
Das aktuelle Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung haben sich bisher nicht zu einem möglichen Rechtsmittel geäußert.
German Pellets galt bis kurz vor der Insolvenz als Weltmarktführer im Bereich Holzpellets. Nach Angaben der Verteidigung hatte das Unternehmen 2015 einen Jahresumsatz von 750 Millionen Euro, unterhielt 14 Standorte in Europa und den USA und beschäftigte hunderte Mitarbeiter. Die Insolvenz zog nicht nur erhebliche wirtschaftliche Folgen nach sich, sondern brachte auch rund 17.000 private Anleger um ihr Geld. Laut der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) belaufen sich die Verluste durch Anleihen und Genussrechte auf etwa 270 Millionen Euro.
Die Insolvenz von German Pellets gilt als ein markantes Beispiel für die Risiken sogenannter mittelständischer Unternehmensanleihen und hat die Debatte um den Anlegerschutz in Deutschland neu entfacht.
OZD/AFP
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP