Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

Das Massaker von Sumy: Wenn Menschlichkeit im Kugelhagel erstickt

Es ist Zeit, dass die Welt mehr tut, als betroffen zu sein. Es ist Zeit, dass sie handelt. (ein Kommentar)

Wieder eine Stadt. Wieder Zivilisten. Wieder Kinder unter den Toten. Wieder ein russischer Angriff mit brutaler Konsequenz – diesmal auf Sumy, eine Stadt im Osten der Ukraine, deren Name nun zu einem Synonym für Leid geworden ist. Mindestens 34 Tote, über hundert Verletzte, darunter 15 Kinder – was bleibt, ist fassungsloses Entsetzen. Und eine Weltgemeinschaft, die Worte findet, aber zu oft keine Taten.

Dass ein solcher Angriff zwei Tage nach einem Treffen des US-Sondergesandten mit Wladimir Putin stattfindet, ist entweder eine gezielte Machtdemonstration des Kremls – oder die makabre Antwort auf diplomatische Bemühungen, die längst zur Farce verkommen sind.

Donald Trump, dessen Äußerung als „eine schreckliche Sache“ bestenfalls als laues Statement durchgeht, schafft es nicht einmal, Russland beim Namen zu nennen. In einer Situation, in der Klarheit und moralische Führung gefragt wären, liefert der US-Präsident nichts als rhetorische Nebelkerzen. Während Außenminister Rubio zumindest das Offensichtliche ausspricht – dass es sich um einen russischen Raketenangriff handelt – verliert sich das Weiße Haus in Andeutungen und Allgemeinplätzen.

Ganz anders die Reaktionen aus Europa: CDU-Chef Friedrich Merz spricht von einem "schweren Kriegsverbrechen" – und trifft damit den Kern. Zwei Angriffswellen, die zweite genau dann, als Rettungskräfte versuchen, Leben zu retten. Wer so handelt, führt keinen Krieg gegen ein Land, sondern gegen die Menschlichkeit selbst.

UN-Generalsekretär António Guterres nennt das Muster solcher Angriffe „verheerend“. Und ja – es ist ein Muster. Butscha, Mariupol, Kramatorsk – und jetzt Sumy. Es ist das kalkulierte Grauen eines Autokraten, der den Krieg gegen die Ukraine als Krieg gegen die Zivilisation selbst führt. Und die internationale Staatengemeinschaft? Beobachtet, mahnt, ist "zutiefst besorgt".

Der Aufruf Selenskyjs an Trump, die Ukraine mit eigenen Augen zu sehen, ist eine verzweifelte Einladung zur Wahrheit. Wer Sumy sieht, kann nicht mehr von "Fehleinschätzungen auf beiden Seiten" sprechen. Wer Sumy sieht, erkennt, was dieser Krieg wirklich ist: ein Vernichtungskrieg. Nicht zwischen zwei Staaten, sondern zwischen Demokratie und Despotie.

Die geopolitischen Realitäten dürfen nicht länger als Ausrede dienen. Dieser Angriff ist ein Verbrechen – und er verlangt nach Gerechtigkeit, nach Konsequenzen, nach einer Allianz der Entschlossenen. Worte allein begraben keine Toten. Und sie schützen auch keine Kinder in Luftschutzkellern.

Der Himmel über Sumy ist wieder frei – aber darunter liegt die Hölle.

OZD/vB


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP