Berlin, 14. April 2025 – Der CDU-Vorsitzende und voraussichtlich künftige Bundeskanzler Friedrich Merz hat in der ARD-Sendung Caren Miosga die Möglichkeit einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine in Aussicht gestellt. Eine Entscheidung darüber solle jedoch in enger Abstimmung mit den europäischen Partnern erfolgen. „Wenn es abgestimmt wird, dann sollte Deutschland sich daran beteiligen“, erklärte Merz.
Bereits Großbritannien, Frankreich und die USA liefern der Ukraine weitreichende Lenkwaffen. Deutschland hat sich unter Kanzler Olaf Scholz bislang gegen eine Lieferung des Waffensystems ausgesprochen. Merz hatte sich vor der Bundestagswahl klar für eine Lieferung ausgesprochen, im Wahlkampf jedoch vorsichtiger formuliert. In einem Interview nach der Wahl sagte er, die Ukraine müsse die Waffensysteme erhalten, die sie für ihre Verteidigung brauche – darunter auch Marschflugkörper.
Ziel eines möglichen Einsatzes solcher Waffensysteme könne laut Merz die Unterbrechung der russischen Nachschublinien zur Krim sein. Die Halbinsel spielt eine zentrale Rolle für die Logistik der russischen Armee, insbesondere bei der Versorgung ihrer Truppen in der Südukraine. OZD/AFP
Was ist der Taurus-Marschflugkörper?
Der Taurus KEPD 350 ist ein hochpräziser Marschflugkörper mit großer Reichweite, der gemeinsam von Deutschland und Schweden entwickelt wurde. Er kann mit Tarnkappen-Technologie unterhalb der Radarabdeckung fliegen und hat eine Reichweite von über 500 Kilometern. Der Marschflugkörper ist in der Lage, stark befestigte Ziele mit hoher Präzision zu zerstören – beispielsweise Bunker, Kommandoposten oder Nachschubzentren.
Ausgestattet ist der Taurus mit einem „penetrator warhead“, also einem Gefechtskopf, der mehrere Meter Stahlbeton durchschlagen kann, bevor er im Ziel detoniert. Die Navigation erfolgt autonom mittels GPS, Trägheitsnavigation und einem Geländevergleichssystem – letzteres erhöht die Treffergenauigkeit erheblich und erschwert gegnerische Störungen.
Politischer Kontext
Die Diskussion über die Lieferung solcher Waffensysteme wird seit Monaten kontrovers geführt. Kritiker befürchten eine Eskalation des Krieges und eine direkte Verwicklung Deutschlands, während Befürworter argumentieren, dass die Ukraine nur mit weitreichenden Waffensystemen strategische Initiative erlangen kann.
Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aus CDU und SPD ist eine konkrete Taurus-Lieferung bislang nicht erwähnt. Eine Entscheidung dürfte maßgeblich davon abhängen, wie sich die europäische und transatlantische Sicherheitslage weiterentwickelt – und inwieweit gemeinsame Beschlüsse innerhalb der NATO oder EU getroffen werden.
OZD/vB
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