Der überraschend starke Anstieg der chinesischen Exporte im März zeigt einmal mehr die Flexibilität und Widerstandsfähigkeit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Mit einem Plus von 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat übertraf China alle Erwartungen. Analysten hatten lediglich mit einem Wachstum von 4,6 Prozent gerechnet. Doch ist dieser Aufschwung tatsächlich ein Zeichen nachhaltiger wirtschaftlicher Erholung – oder nur ein taktischer Sprint vor dem nächsten Sturm?
Ein erheblicher Teil dieses Anstiegs ist auf eine gezielte Vorverlagerung der Ausfuhren in die USA zurückzuführen. Angesichts der neuen, massiven US-Zölle von bis zu 145 Prozent – initiiert von Präsident Donald Trump – versuchten viele chinesische Unternehmen offenbar, ihre Lager in Übersee schnell zu füllen, bevor die Maßnahmen voll greifen. Besonders Elektronikprodukte wurden aufgrund ihrer vorübergehenden Ausnahmestellung nochmals in großem Stil verschifft. Ein Pyrrhussieg? Möglicherweise. Denn mittelfristig dürften die neuen Zölle den Handel massiv bremsen.
Gleichzeitig zeigen die rückläufigen Importe nach China (-4,3 Prozent) die weiterhin fragile Lage der heimischen Wirtschaft. Die Konsumnachfrage bleibt verhalten, was auf eine nur schleppend verlaufende Binnenkonjunktur hinweist. Das Exportwachstum wirkt da wie ein schwacher Trost – vor allem, wenn es sich als temporär erweist.
Doch China wäre nicht China, hätte es nicht längst begonnen, Gegenstrategien zu entwickeln. Neben den bereits angekündigten Gegenzöllen auf US-Produkte von bis zu 125 Prozent setzt die Volksrepublik verstärkt auf neue Handelsrouten und -partner. Ein Blick auf die steigenden Exporte nach Ländern wie Vietnam oder Thailand zeigt, dass Peking die Handelsbeziehungen gezielt diversifiziert. Die Reise von Präsident Xi Jinping nach Vietnam, Malaysia und Kambodscha dient genau diesem Ziel: dem Ausbau regionaler Partnerschaften im südostasiatischen Raum.
Die Botschaft aus Peking ist klar: Protektionismus mag kurzfristig Wirkung zeigen, doch China versucht, seine globale Handelsposition durch strategische Neuausrichtung zu sichern. Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Politik aufgeht – oder ob der Handelskrieg tiefergehende Spuren hinterlässt.
OZD
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