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Neue Asylpolitik und die neue Härte - Sieben Länder als sichere Herkunftsstaaten eingestuft

Die EU-Kommission hat eine Liste mit sieben Ländern veröffentlicht, die künftig als sichere Herkunftsstaaten gelten sollen. Asylanträge von Menschen aus diesen Ländern sollen in einem beschleunigten Verfahren geprüft werden.

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Die Europäische Union will ihre Asylverfahren straffen und hat eine Liste mit sieben sicheren Herkunftsländern vorgelegt. Laut EU-Kommission sollen Anträge aus dem Kosovo, Bangladesch, Kolumbien, Ägypten, Indien, Marokko und Tunesien künftig schneller bearbeitet werden.

Die Mitgliedstaaten müssen weiterhin jeden Asylantrag individuell prüfen, doch die Aussicht auf Erfolg wird bei Antragstellern aus diesen Ländern als gering eingeschätzt. Deshalb sollen ihre Anträge in einem beschleunigten Verfahren oder direkt an der Grenze bearbeitet werden – mit einer maximalen Bearbeitungszeit von drei Monaten.

Die Reform ist Teil des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS), das im Juni 2024 beschlossen wurde. Die EU-Mitgliedstaaten haben zwei Jahre Zeit, die Bestimmungen umzusetzen. Zusätzlich wurde vorgeschlagen, zwei Regelungen früher einzuführen: Grenzverfahren für Antragsteller aus Ländern mit einer Anerkennungsquote von unter 20 Prozent sowie Ausnahmen für besonders gefährdete Gruppen.

Italiens Innenminister Matteo Piantedosi lobte die Liste als „Erfolg“ für seine Regierung und betonte die Notwendigkeit strikterer Maßnahmen zur Begrenzung der Zuwanderung. Der Vorschlag der EU-Kommission muss jedoch noch vom EU-Parlament und den Mitgliedsländern genehmigt werden.

OZD / AFP


OZD-Kommentar: Ein Balanceakt zwischen Kontrolle und Menschenrechten

Die EU-Asylpolitik steht vor einem Wendepunkt. Die Liste sicherer Herkunftsländer soll für schnellere Verfahren sorgen, doch sie wirft auch Fragen zur Fairness auf. Können Länder wie Ägypten und Tunesien tatsächlich als „sicher“ gelten, wenn dort Grundrechtsverletzungen weiterhin dokumentiert werden?

Die Reform zielt darauf ab, die Überlastung der europäischen Asylsysteme zu mindern. Doch sie muss gleichzeitig Schutzbedürfnisse berücksichtigen. Verfahren zu straffen ist sinnvoll – aber nicht auf Kosten der Menschenrechte.

Während die EU die Liste als Fortschritt feiert, bleibt abzuwarten, ob das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten die Regelung übernehmen. Die Entscheidung könnte gravierende Folgen für die europäische Migrationspolitik haben.



OZD-Analyse: EU-Asylpolitik im Wandel – Chancen und Herausforderungen

Die Zielsetzung der neuen Regelungen

Beschleunigte Verfahren sollen die Bearbeitungszeit von Asylanträgen verringern.

Sichere Herkunftsländer bedeuten geringere Erfolgschancen für Asylsuchende.

Kritische Punkte und mögliche Folgen

Menschenrechtsorganisationen könnten die Definition „sicherer Herkunftsländer“ hinterfragen.

Staaten wie Ägypten und Tunesien stehen wegen Grundrechtsfragen unter Beobachtung.

Mögliche Szenarien für die Umsetzung

a) Das EU-Parlament genehmigt die Liste, und die Regelung wird wie geplant umgesetzt.

b) Mitgliedstaaten lehnen bestimmte Länder ab und fordern individuelle Anpassungen.

c) Widerstand von Menschenrechtsgruppen könnte Änderungen oder Verzögerungen bewirken.

OZD-Kurzprognose: Die EU-Kommission treibt die Reform voran, doch Widerstand aus verschiedenen Lagern könnte Anpassungen oder Verzögerungen nach sich ziehen.



Erklärungen: Sichere Herkunftsländer und das Asylsystem der EU

Was sind sichere Herkunftsländer? Sichere Herkunftsländer sind Staaten, in denen keine systematische Verfolgung oder Gewalt herrscht. Asylanträge von Personen aus diesen Ländern werden in der EU als wenig erfolgversprechend angesehen und daher schneller bearbeitet.

Was bedeutet das für Asylsuchende? Menschen aus sicheren Herkunftsländern müssen nachweisen, dass sie individuell verfolgt werden. Ihre Asylanträge können in einem beschleunigten Verfahren geprüft und schneller abgelehnt werden.

Warum wurde die Liste jetzt veröffentlicht? Die EU-Kommission will das Gemeinsame Europäische Asylsystem (GEAS) zügig umsetzen und die Asylverfahren straffen. Durch die neue Liste sollen Mitgliedstaaten entlastet und Asylentscheidungen schneller getroffen werden.

Welche Länder stehen auf der Liste? Die sieben Länder sind: Kosovo, Bangladesch, Kolumbien, Ägypten, Indien, Marokko und Tunesien. Alle haben eine Anerkennungsquote von unter fünf Prozent.

Gibt es Kritik an der Liste? Menschenrechtsorganisationen warnen, dass Staaten wie Ägypten und Tunesien nicht völlig sicher sind und Grundrechtsverletzungen vorkommen. Trotzdem hält die EU-Kommission sie für sicher genug für ein beschleunigtes Verfahren.


AFP. Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.