Heftige Schnee- und Regenfälle haben das Schweizer Wallis in eine Krisenzone verwandelt. Über Nacht wurden Straßen zu Flüssen, Bahnstrecken zu Geisterlinien – und ganze Ortschaften zu Inseln. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. In Sitten, der Hauptstadt des Kantons, ging gar nichts mehr – nicht für Autos, nicht für Fußgänger. Der Schneefall war so massiv, dass sogar der Simplon-Pass, eine zentrale Lebensader zwischen der Schweiz und Italien, in beide Richtungen gesperrt wurde.
Schulen blieben geschlossen, Stromleitungen brachen unter den Schneelasten zusammen, und Rettungsdienste kämpften gegen die Naturgewalten an. Die Angst geht um – vor weiteren Erdrutschen, vor Lawinen, vor noch mehr Regen. Meteoschweiz warnt vor einem „extremen Anstieg“ der Wasserpegel. Täler sind von der Außenwelt abgeschnitten. Das Alpenidyll ist zum Katastrophengebiet geworden. OZD/AFP
Kritischer Kommentar (kritisch und spannend):
Die dramatischen Szenen im Wallis zeigen auf brutale Weise: Die Schweiz ist auf extreme Wetterlagen nicht ausreichend vorbereitet. Wie kann es sein, dass ein einziger Tag Schnee und Regen ganze Regionen lahmlegt, Straßen unpassierbar macht, Tunnel geschlossen werden müssen und Ortschaften im Dunkeln versinken? Seit Jahren warnen Klimaforscher vor einer Zunahme extremer Wetterphänomene – doch viel zu wenig ist passiert.
Anstatt rechtzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen, reagiert man wieder einmal nur im Krisenmodus. Wo sind die Notfallpläne, wo ist die moderne Infrastruktur, die solche Katastrophen abfedern könnte? Die Natur hat zugeschlagen – aber der Mensch war nicht vorbereitet. Und das wird sich bitter rächen, wenn das nächste Unwetter kommt. Denn es kommt. Ganz sicher.
OZD-Analyse
Wetterextreme in den Alpen – eine neue Realität
a) Die heftigen Schneefälle und Regenfälle sind Teil einer zunehmenden Häufung extremer Wetterereignisse in der Schweiz.
b) Besonders betroffen ist der Kanton Wallis, eine gebirgige Region im Süden des Landes, die oft mit Lawinengefahr und instabilen Hängen kämpft.
c) Die Kombination aus Niederschlag, Schneeschmelze und steilen Tälern führt hier besonders schnell zu Erdrutschen, Schlammlawinen und Hochwasser.
Infrastrukturelle Schwachstellen offenbart
a) Die Sperrung des Simplon-Passes und des Grosser-St.-Bernhard-Tunnels zeigt, wie empfindlich die Verkehrsverbindungen auf Wetterextreme reagieren.
b) Die Schließung aller Schulen im Kanton Wallis war eine Sicherheitsmaßnahme – aber auch ein Hinweis darauf, wie sehr das öffentliche Leben zusammenbrechen kann.
c) Auch Stromausfälle in mehreren Gemeinden sind ein Zeichen dafür, dass die Infrastruktur nicht ausreichend wetterfest gemacht wurde.
Warnsysteme und Sicherheitsmaßnahmen auf dem Prüfstand
a) Meteoschweiz, der nationale Wetterdienst, rief die höchste Unwetterwarnstufe aus – ein seltenes und deutliches Zeichen.
b) Die Bevölkerung wurde angewiesen, steile Hänge und Uferzonen zu meiden – ein klarer Hinweis auf drohende Erdrutsche und Überflutungen.
c) Die zweithöchste Lawinenwarnstufe galt nicht nur im Wallis, sondern auch im Berner Oberland und im Tessin – ein großflächiger Alarmzustand.
Klimawandel als langfristige Ursache
a) Die Häufung solcher Extremereignisse steht im engen Zusammenhang mit dem Klimawandel, der das Wettergeschehen unberechenbarer macht.
b) Längere Trockenphasen, gefolgt von massiven Niederschlägen, destabilisieren Böden und erhöhen die Gefahr von Hangrutschen.
c) Die Schweiz muss in Zukunft massiv in präventive Maßnahmen investieren – sonst bleibt der Krisenmodus Dauerzustand.
Erklärungen
Kanton Wallis: Südlicher Schweizer Kanton in den Alpen, bekannt für seine Bergregionen, Täler und den Wintersport – stark anfällig für Lawinen und Naturkatastrophen.
Simplon-Pass: Wichtiger Alpenpass auf 2009 m Höhe, verbindet die Schweiz mit Italien. Bei Schnee oder Lawinengefahr oft gesperrt.
Meteoschweiz: Der offizielle Wetterdienst der Schweiz, zuständig für Wetterwarnungen und Klimaforschung.
Lawinenwarnstufen: Ein fünfstufiges System zur Einstufung der Lawinengefahr – Stufe 4 ist die zweithöchste, mit erheblichem Risiko.
Grosser-St.-Bernhard-Tunnel: Straßenverbindung zwischen dem Wallis und dem Aostatal in Italien, wichtig für den Transitverkehr.
Berner Oberland: Gebirgige Region im Kanton Bern, stark touristisch geprägt – im Winter oft von Lawinen betroffen.
Tessin: Südlicher Kanton der Schweiz, italienischsprachig, mit starkem Einfluss mediterraner Wetterlagen.
Unwetterwarnstufen Schweiz: Von 1 (keine Gefahr) bis 5 (extrem gefährlich) – Stufe 5 ist selten und nur bei massiver Bedrohung aktiv.
Schlammlawinen: Massen aus Wasser, Schlamm und Geröll, die bei starkem Regen oder Schmelze aus Hängen brechen und große Schäden anrichten können.
Klimawandel: Langfristige Veränderung der globalen Wetter- und Klimamuster, in Mitteleuropa spürbar durch Wetterextreme und veränderte Niederschlagsverläufe.
OZD
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Titelbild AFP