Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat anlässlich seines Besuchs in Teheran die USA und den Iran zu mehr Tempo bei den Gesprächen über das iranische Atomprogramm aufgefordert. Die Verhandlungen befinden sich laut Grossi in einer kritischen Phase. "Wir haben nicht viel Zeit", betonte er am Donnerstag und erklärte, dass er sich in Teheran aufhalte, um den Dialog zwischen beiden Seiten zu unterstützen.
Bei einer Pressekonferenz mit Mohammad Eslami, dem Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, sagte Grossi, man arbeite intensiv daran, Fortschritte zu erzielen. Er räumte jedoch ein, dass die Gespräche komplex und schwierig seien. Bereits am Mittwoch hatte Grossi ein Gespräch mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi geführt. Dieser bezeichnete das Treffen als "nützlich".
Am vergangenen Samstag hatten die USA und der Iran erstmals seit Jahren direkte Gespräche über das iranische Atomprogramm aufgenommen. Diese fanden in Maskat, der Hauptstadt Omans, statt. Daran beteiligt waren der iranische Unterhändler Abbas Araghtschi und der US-Sondergesandte Steve Witkoff. Eine zweite Gesprächsrunde ist für Samstag in Rom geplant.
Westliche Staaten werfen dem Iran seit Langem vor, heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten, was Teheran jedoch bestreitet. Im Jahr 2015 wurde ein internationales Atomabkommen geschlossen, das im Gegenzug für eine Beschränkung des iranischen Atomprogramms die Aufhebung wirtschaftlicher Sanktionen vorsah.
2018 stiegen die USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump jedoch einseitig aus dem Abkommen aus und verhängten erneut Sanktionen gegen den Iran. In der Folge begann der Iran damit, sich schrittweise nicht mehr an die im Abkommen festgelegten Verpflichtungen zu halten und die Urananreicherung auszuweiten. Seither blieben Versuche, das Abkommen wiederzubeleben, erfolglos.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte unterdessen die Entschlossenheit seines Landes, den Erwerb von Atomwaffen durch den Iran zu verhindern. Laut einer Erklärung seines Büros habe Netanjahu mehrfach sichtbare und verdeckte Maßnahmen gegen das iranische Atomprogramm eingeleitet, ohne die Teheran mittlerweile über Atomwaffen verfügen würde. Diese Maßnahmen hätten das Programm um fast zehn Jahre zurückgeworfen.
OZD/AFP
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP