Es war ein Moment von tiefer Symbolkraft, der weit über die Grenzen des Vatikans hinausstrahlte: Papst Franziskus, von einer schweren Lungenentzündung gezeichnet und gesundheitlich sichtbar angeschlagen, erschien am Ostersonntag dennoch persönlich zur Messe auf dem Petersplatz. Eingefahren im Rollstuhl, ohne Sauerstoffgerät, aber mit einem klaren Willen und einer Botschaft, die aktueller kaum sein könnte: ein Appell für den Frieden – und ein leidenschaftlicher Ruf nach Abrüstung.
Die persönliche Präsenz des Pontifex, der noch vor wenigen Wochen dem Tod nahe war, war für viele Gläubige und Beobachter ein Zeichen der Hoffnung. Tausende auf dem Petersplatz empfingen ihn mit Applaus – nicht nur aus Mitgefühl, sondern aus tiefer Anerkennung. Franziskus ließ sich nicht von seiner angeschlagenen Gesundheit daran hindern, zumindest symbolisch das Zentrum der Christenheit zu betreten und "Frohe Ostern" zu wünschen – ein Akt, der mehr sagte als viele Worte.
Seine eigentliche Osterbotschaft wurde zwar vom päpstlichen Zeremonienmeister verlesen – doch der Inhalt trug unverkennbar Franziskus' Handschrift: die klare Forderung nach einer weltweiten Abrüstung. „Es kann keinen Frieden geben ohne echte Abrüstung“, ließ er verkünden – und sprach damit nicht nur eine moralische Mahnung aus, sondern legte den Finger in eine weltpolitische Wunde. In Zeiten, in denen geopolitische Spannungen wachsen, militärische Rhetorik zunimmt und immer mehr Länder ihre Verteidigungsetats aufrüsten, ist diese Mahnung ein kraftvolles Gegenbild.
Der Papst erinnerte an die Menschen in Israel und Palästina, insbesondere an die leidende christliche Gemeinde im Gazastreifen, wo Tod und Zerstörung zum Alltag geworden sind. Seine Nähe zu den Opfern des Konflikts ist nicht nur pastoral, sondern auch politisch – Franziskus bleibt nicht neutral, sondern positioniert sich klar gegen Gewalt und Unrecht. Ebenso klar war seine Verurteilung des weltweit zunehmenden Antisemitismus, den er als „besorgniserregend“ bezeichnete – eine Aussage, die in einer Zeit wachsender Intoleranz bitter nötig ist.
Dass Franziskus trotz ärztlich verordneter Ruhe bereits vergangene Woche König Charles III. sowie am Ostersonntag US-Vizepräsident JD Vance empfing, zeigt, dass der 88-Jährige mehr denn je um seine Rolle als Brückenbauer bemüht ist. Wer ihn abschreiben wollte, sieht sich eines Besseren belehrt. Der Papst lebt – und er spricht. Nicht laut, aber mit Nachdruck. Nicht in großer Geste, sondern im bewussten, fast stoischen Handeln. Das ist nicht nur beeindruckend – es ist auch ein Aufruf an die Welt, sich selbst zu prüfen.
In einer Zeit, in der Waffen sprechen und Mauern gebaut werden, erinnert Franziskus daran, dass wahre Stärke im Dialog liegt – und im Mut, Schwäche zu zeigen. Seine diesjährige Osterbotschaft ist kein theologischer Text unter vielen, sondern ein Manifest für den Frieden, geboren aus körperlicher Schwäche, getragen von spiritueller Kraft.
OZD
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