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Frieden nur Fassade? Ukraine und Russland mitten im Osterfeuer

Statt Stille zum orthodoxen Osterfest explodieren Drohnen und Granaten: Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, die angekündigte Waffenruhe gebrochen zu haben – mit dramatischen Folgen.

Mitten in der heiligsten Zeit des orthodoxen Kalenders sollte für 30 Stunden der Tod schweigen. Doch der Versuch eines "Osterfriedens" in der Ukraine ist blutig gescheitert. Während die Glocken der Kirchen zum Fest läuteten, dröhnten an der Front erneut Explosionen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Samstag überraschend eine Waffenruhe ab 6 Uhr MESZ ausgerufen – ein symbolischer Schritt zum orthodoxen Osterfest. Die Ukraine zog nach und signalisierte ihre Bereitschaft. Doch bereits in den ersten Stunden meldete Präsident Wolodymyr Selenskyj massive Verstöße: 387 Artilleriebeschüsse, 290 Drohneneinsätze. Die Bilder aus der Ostukraine zeigen eine andere Realität als die angekündigte Friedensgeste.

In einem Videostatement warf Selenskyj Russland vor, mit dem "Eindruck eines Waffenstillstands" zu täuschen, während in Wahrheit "taktische Angriffe" durchgeführt würden. In Donezk und anderen Regionen steige die Intensität der Angriffe gar weiter an. Russland hingegen beschuldigt die Ukraine, selbst für zivile Opfer verantwortlich zu sein, meldet Drohnenangriffe und nächtliche Vorstöße auf russisch kontrollierte Gebiete.

Beide Seiten sprechen von "Verlusten", beide bestreiten jede Verantwortung. Zurück bleiben erneut Zivilisten zwischen zwei Fronten – und ein zynischer Beigeschmack der scheinheiligen Feuerpause. OZD/AFP


Kritischer Kommentar:
Die sogenannte Oster-Waffenruhe war nie mehr als ein PR-Stunt – und das auf dem Rücken derer, die am meisten leiden: der Zivilbevölkerung. Wladimir Putin inszeniert sich als Friedensstifter, während seine Truppen laut ukrainischen Angaben Hunderte Drohnen in die Nacht schicken. Wolodymyr Selenskyj hingegen nutzt die gebrochene Waffenruhe als moralisches Argument, ohne dabei eigene Verstöße auszuschließen.

Was hier passiert, ist ein zynisches Spiel mit dem Glauben. Während Millionen orthodoxer Christen den Auferstandenen feiern, führen ihre Präsidenten politische Schattenspiele mit der Kulisse des Friedens. Glaubwürdigkeit verspielt man so auf beiden Seiten.

Wenn beide Parteien selbst während eines religiösen Hochfestes nicht bereit sind, die Waffen wirklich ruhen zu lassen, zeigt das, wie weit der Weg zu einem echten Frieden noch ist. Eine Heuchelei, die nicht nur zynisch, sondern brandgefährlich ist.


OZD-Analyse

Hintergrund der Oster-Waffenruhe
a) Die orthodoxe Osternacht gilt als zentraler Moment des Glaubens im russisch-ukrainischen Raum.
b) Der Aufruf zur Waffenruhe sollte symbolisch Versöhnung signalisieren – ein seltenes Moment des Innehaltens.
c) Der Vorschlag Putins kam überraschend und wurde international beobachtet – auch als möglicher diplomatischer Testballon.

Positionen der Konfliktparteien
a) Russland betont, man habe sich "strikt" an die Waffenruhe gehalten und wirft der Ukraine "Provokationen" vor.
b) Die Ukraine hingegen beschuldigt Russland, unter dem Deckmantel des Friedens neue Offensiven zu starten.
c) Beide Seiten liefern keine unabhängig überprüfbaren Beweise, die Vorwürfe stehen sich diametral gegenüber.

Motive hinter der Waffenruhe
a) Für Russland könnte die Initiative als PR-Maßnahme gedacht sein – ein Versuch, in einem verlorenen Informationskrieg Terrain zurückzugewinnen.
b) Für die Ukraine bietet der Bruch der Waffenruhe ein Mittel, internationale Unterstützung zu mobilisieren.
c) Beide Seiten nutzen die Situation strategisch – für die Front bringt sie kaum eine Veränderung.

Folgen für die Zivilbevölkerung
a) In den betroffenen Regionen wie Donezk oder Charkiw herrscht weiterhin Angst und Unsicherheit.
b) Menschen, die auf eine Feuerpause gehofft hatten, wurden erneut enttäuscht.
c) Das Symbol des Friedens wurde instrumentalisiert – mit fatalen Folgen für die Glaubwürdigkeit aller Beteiligten.


Erklärungen:

Wladimir Putin – Präsident der Russischen Föderation seit 1999 (mit Unterbrechung 2008–2012), zentraler Akteur im Ukraine-Krieg.

Wolodymyr Selenskyj – Präsident der Ukraine seit 2019, ehemaliger Schauspieler und aktuell zentrale Figur des ukrainischen Widerstands.

Oster-Waffenruhe – Kurzzeitiger, symbolischer Waffenstillstand über die orthodoxe Osternacht, ohne völkerrechtliche Verbindlichkeit.

Donezk – Industriestadt im Osten der Ukraine, seit 2014 von prorussischen Separatisten kontrolliert und einer der Brennpunkte des Konflikts.


OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP