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Mehr als wir ertragen können

Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer in Gaza berichtet von Todesangst, Erschöpfung und Verzweiflung

Khan Younis (ots) - Über 1560 Menschen sind seit Ende der Waffenruhe in Gaza vor einem Monat nach Berichten durch Angriffe der israelischen Armee getötet worden. Darunter nach Angaben der Rettungskräfte Hunderte Kinder. Das vermelden die SOS-Kinderdörfer weltweit, die weiterhin in Gaza tätig sind.

In einem improvisierten Lager in Khan Younis betreut die Hilfsorganisation Kinder, die ihre Familien verloren haben. Immer wieder kommt es zu Angriffen in unmittelbarer Nähe. Eine Mitarbeiterin* sagt: "Wir befinden uns in ständiger Lebensgefahr. Die Kinder sind völlig verstört, wachen nachts verängstigt auf. Die anhaltende Gewalt, der Verlust von Angehörigen, Hunger, Not und die ständige Gefahr und Ungewissheit haben tiefe Spuren hinterlassen. Unsere Betreuerinnen tun ihr Bestes, um die Kinder zu unterstützen, aber schaffen es kaum noch, mit ihren emotionalen Reaktionen umzugehen. Die Traumata sind einfach zu massiv."

Zudem könne man die Grundbedürfnisse der Kinder nicht erfüllen. Seit Wochen gelangen keine Hilfsgüter mehr nach Gaza und es wird im ganzen Land immer schwieriger, Kinder und Familien zu ernähren. Die Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer sagt: "Auch bei uns ist die Ernährungssituation katastrophal. Wir müssen die Lebensmittel für die Kinder rationieren und haben lediglich noch Konserven zur Verfügung."

Seit Beginn des Krieges mehr als 15.000 Kinder getötet

Es mangle an allem. Auch die Bildung der Kinder sei kaum noch aufrecht zu erhalten. "Bisher haben wir versucht, die Kinder im Lager weiter zu unterrichten, damit sie eine Aufgabe haben. Aber das klappt immer schlechter. Die Kinder sind oft viel zu verstört."

Die Mitarbeiterin betont: "Über lange Zeit haben wir es irgendwie hingekriegt, die Härte des Krieges und all die Grausamkeiten zu bewältigen. Aber jetzt schaffen wir das nicht mehr. Der tägliche Verlust von Menschenleben, die ständige Furcht und die Sorge, dass der nächste Tag noch schlimmer wird, erschöpfen und verfolgen uns. Das ist mehr, als wir ertragen können!"

Nach eineinhalb Jahren Krieg gehen Beobachter davon aus, dass mehr als 15.000 Kinder in Gaza getötet und mehr als 34.000 verletzt wurden. Rund eine Million Kinder wurde vertrieben, viele von ihnen mehrfach.

* Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt

Alle Angaben ohne Gewähr.

SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. 

Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. / Mohammad Al-Baba