Rom schweigt – und weint. Inmitten jahrhundertealter Steine, unter dem goldenen Himmel des Petersdoms, beginnt ein letzter Weg. Zwei Tage nach seinem Tod ist Papst Franziskus heimgekehrt – nicht in den Himmel, wie Gläubige hoffen, sondern an jenen Ort, den er selbst „Haus der Kirche“ nannte. Im Herzen des Vatikans liegt nun sein schlichter Sarg, unter Berninis Baldachin, unweit des Grabes von Petrus.
Keine drei Särge, kein erhöhter Katafalk. Nur Holz, Demut, Licht. Franziskus wollte es so. Er hatte sich zeitlebens geweigert, sich selbst zum Monument zu machen. Nun macht ihn seine Schlichtheit größer als jedes Zeremoniell es je könnte.
Ein Papst wie keiner vor ihm
Als Jorge Mario Bergoglio im März 2013 aus der Dunkelheit der Sixtina auf die Loggia trat, war er ein Bruch. Mit der Tradition, mit der Sprache, mit der Macht. Er sprach erst zu Herzen, dann zur Welt. Seine Worte: „Buona sera“. Ein Mann aus Argentinien, aus dem einfachen Volk, ein Jesuit – der den Namen des Heiligen Franziskus wählte. Nicht als Zierde, sondern als Programm.
Sein Pontifikat war nie perfekt – aber immer menschlich. Er irrte, stritt, kämpfte. Für die Armen. Für Migranten. Für eine Kirche mit offenen Türen. Gegen Missbrauch. Gegen Hochmut. Gegen eine Welt, die ihre Seele verkauft.
Jetzt nehmen sie Abschied
Hunderttausende werden in diesen Tagen nach Rom pilgern. Die einen still, andere mit Tränen, manche mit leiser Dankbarkeit im Blick. Sie werden durch die weiten Kolonnaden des Petersplatzes gehen, an den Schweizergardisten vorbei, unter dem Ton schwerer Glocken. Und viele werden beim Anblick des Sarges denken: Er war einer von uns.
Die junge Mexikanerin Anna Montoya bringt es auf den Punkt: „Er war wie ein Verwandter.“ Millionen Menschen auf allen Kontinenten hätten ihr Herz für diesen Papst geöffnet. Nicht trotz, sondern wegen seiner Unvollkommenheit.
Ein Grab in der Stadt – nicht in der Basilika
Am Samstag wird Franziskus nicht, wie seine Vorgänger, im Petersdom beigesetzt. Sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore – ein Herzensort für ihn, Ort vieler stiller Gebete. Dort wird auf einem einfachen Erdgrab stehen: „Franciscus“. Ohne Titel. Ohne Prunk. Nur Name und Mensch.
Der Ort, gewählt von einem, der nie Papst „spielte“. Sondern einer war.
Abschied – und Aufbruch
Mit dem Tod von Franziskus beginnt auch das alte Ritual der Nachfolge. 135 Kardinäle aus aller Welt werden sich in der Sixtinischen Kapelle versammeln, dort, wo Michelangelo einst das Jüngste Gericht an die Decke malte. Und wieder wird weißer Rauch aufsteigen – irgendwann zwischen dem 5. und 10. Mai.
Aber bis dahin gehört die Zeit Franziskus. Dem Schweigen. Der Kerzen. Der Tränen. Und der leisen Hoffnung, dass seine Art Kirche zu denken nicht mit ihm gestorben ist.
Ein Name, eine Idee: Franciscus.
Schlicht. Leise. Unvergessen.
OZD/Redaktion Gesellschaft
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