Der europäische Neuwagenmarkt ist mit einem Dämpfer ins Jahr 2025 gestartet. Im ersten Quartal gingen die Neuzulassungen von Pkw in der EU im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,9 Prozent zurück, wie der europäische Automobilherstellerverband ACEA am Donnerstag mitteilte. Damit setzt sich der Trend einer insgesamt verhaltenen Nachfrage fort. Besonders auffällig: Während Fahrzeuge mit alternativen Antrieben deutlich zulegen konnten, rutschten klassische Verbrenner sowie der US-Elektroautopionier Tesla teils massiv ab.
Wie das Beratungsunternehmen EY analysiert, hat sich der EU-weite Neuwagenmarkt noch immer nicht vom Einbruch infolge der Corona-Pandemie und des darauffolgenden Chipmangels erholt. Die Zahlen aus den Jahren vor 2020 bleiben weiterhin unerreicht. EY-Autoexperte Constantin Gall erklärt: „Die Nachfrage nach Neuwagen liegt deutlich und dauerhaft unter dem Niveau früherer Jahre – nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU.“ Gründe dafür seien unter anderem wirtschaftliche Unsicherheiten, politische Spannungen sowie nach wie vor hohe Neuwagenpreise, die viele Verbraucher abschrecken.
Trotz des allgemeinen Rückgangs entwickelten sich E-Fahrzeuge und Hybridautos positiv. Die Neuzulassungen von reinen Elektroautos (BEV) stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 23,9 Prozent auf knapp 413.000 Fahrzeuge. Damit erreichten E-Autos einen Marktanteil von 15,2 Prozent – ein deutlicher Anstieg gegenüber 12,0 Prozent im ersten Quartal 2024. Deutschland trug maßgeblich zu diesem Wachstum bei: Hier legten die E-Neuzulassungen sogar um 38,9 Prozent zu, was jedoch vor allem einem Basiseffekt geschuldet ist – im Vorjahr waren die Zahlen infolge des ausgelaufenen staatlichen Kaufbonus stark eingebrochen.
Auch Hybridfahrzeuge konnten zulegen: Mit einem Plus von 20,7 Prozent erreichten sie im ersten Quartal einen Marktanteil von 35,5 Prozent. Besonders hohe Zuwächse gab es in Frankreich (47,5 Prozent) und Spanien (36,6 Prozent), aber auch Italien und Deutschland verzeichneten zweistellige Wachstumsraten. Plug-in-Hybride legten nur moderat um 1,1 Prozent zu und kamen auf einen Marktanteil von 7,6 Prozent.
Demgegenüber sanken die Zulassungszahlen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren deutlich. Autos mit Benzinmotor erreichten nur noch einen Marktanteil von 28,7 Prozent, Dieselautos kamen sogar nur auf 9,5 Prozent. Besonders stark fiel der Rückgang in Frankreich (-34,1 Prozent) und Deutschland (-26,6 Prozent) aus.
Tesla unter Druck: Politisches Engagement und Konkurrenz fordern ihren Preis
Während der Gesamtmarkt für Elektrofahrzeuge wächst, fällt Tesla deutlich zurück – und das trotz seiner Vorreiterrolle im Segment. Im März verbuchte das Unternehmen erneut einen Rückgang der Neuzulassungen in der EU um 36 Prozent. Im gesamten ersten Quartal summiert sich der Rückgang auf dramatische 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Diese Entwicklung kommentieren Branchenkenner zunehmend kritisch. Der enorme Rückgang fällt nicht zufällig mit mehreren Krisen zusammen: Erst vor wenigen Tagen musste Tesla einen Gewinneinbruch um 71 Prozent im ersten Quartal vermelden. Elon Musk kündigte daraufhin an, sich politisch zurückzunehmen – ein Schritt, der wohl nicht nur wirtschaftlich motiviert ist. Musks umstrittene Nähe zu Ex-Präsident Donald Trump sowie seine Unterstützung für extrem rechte Parteien in Europa haben dem Image von Tesla massiv geschadet.
Hinzu kommt ein verschärfter Wettbewerb: Europäische und asiatische Hersteller holen technologisch auf und bieten zunehmend konkurrenzfähige E-Autos zu attraktiveren Preisen. Die einstige Alleinstellung Teslas schwindet – und mit ihr offenbar auch das Vertrauen vieler Kunden in Europa.
EY-Experte Gall zeigt sich skeptisch, was die kurzfristige Entwicklung betrifft: „Das Interesse an Elektroautos ist in den meisten EU-Ländern überschaubar. Der Absatz hängt stark von staatlichen Förderprogrammen ab.“ Ohne neue Impulse könnte das Wachstum in den kommenden Quartalen ins Stocken geraten.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP