Mit dem Rücktritt von Joe Kasper als Stabschef von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth spitzt sich die Krise im Pentagon weiter zu. Der Zeitpunkt ist bemerkenswert: Kasper war bislang eine Schlüsselfigur an Hegseths Seite und galt als dessen engster Vertrauter. Nun zieht er sich offiziell in den Bereich Regierungsbeziehungen und Beratung zurück – bleibt jedoch weiterhin in beratender Funktion für das Verteidigungsministerium tätig.
Das Pentagon betonte, Kasper werde Präsident Donald Trump als spezieller Regierungsangestellter weiterhin unterstützen, insbesondere bei „besonderen Projekten“. Eine typische Formulierung, die Spielraum für Interpretationen lässt – und gleichzeitig die politische Rückendeckung für Hegseths Team unterstreichen soll.
Die Personalie reiht sich in eine Serie von Rücktritten und internen Machtkämpfen ein, die durch die sogenannte Chatgruppenaffäre ausgelöst wurden. In diesem Zusammenhang steht der Vorwurf im Raum, Hegseth habe geheime Informationen über den Kurznachrichtendienst Signal an Familienmitglieder weitergegeben. Während Hegseth diese Berichte scharf zurückweist und von einer Rufmordkampagne spricht, hat das Pentagon dennoch eine interne Untersuchung eingeleitet.
Hegseth, einst konservativer Fernsehkommentator, polarisiert auch als Verteidigungsminister. Während Trump weiterhin zu ihm hält, mehren sich innerhalb der militärischen Führung Stimmen, die seine Amtsführung kritisch sehen. Die jüngsten Rücktritte dreier ranghoher Beamter – Selnick, Caldwell und Carroll – verstärken den Eindruck einer Führung in der Defensive.
Ihre Reaktionen in sozialen Medien sprechen von Intransparenz und „unbegründeten Angriffen“ seitens Pentagon-Mitarbeitern. Das Klima scheint vergiftet – die Rede ist von einem „Monat des totalen Chaos“, wie es Hegseths ehemaliger Sprecher John Ullyot formulierte.
Joe Kaspers Rückzug könnte als Versuch gelesen werden, die Lage zu beruhigen – oder als Vorbote weiterer Umstrukturierungen in einem Ministerium, das sich derzeit in einem tiefgreifenden Legitimations- und Vertrauenskonflikt befindet.
OZD
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Bild: AFP