FSME ist keine harmlose Waldkrankheit. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine durch Zecken übertragene Hirnhaut- und Gehirnentzündung, hat 2023 in Deutschland neun Menschen das Leben gekostet. Über 600 weitere mussten stationär behandelt werden, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.
Und das, obwohl es einen sicheren, zugelassenen Impfstoff gibt.
Diese Diskrepanz ist alarmierend: Eine schwer verlaufende Virusinfektion, oft mit bleibenden neurologischen Schäden, vermehrt sich in Deutschland – und gleichzeitig nutzen zu wenige Menschen die verfügbare Impfung. Dabei ist der Schutz gerade in den mittlerweile 183 FSME-Risikogebieten – darunter fast ganz Bayern, Teile Baden-Württembergs und inzwischen auch norddeutsche Regionen – dringend geboten.
FSME ist tückisch. Die Zecken, die das Virus übertragen, sind winzig, fast unsichtbar. Sie leben in Gärten, auf Waldwegen, in Parks. Schon ein Ausflug mit den Kindern kann zur Gefahr werden, wenn der Schutz fehlt. Anders als bei Borreliose, gegen die es keine Impfung gibt, könnte FSME durch eine einfache Impfung effektiv verhindert werden – und doch bleibt sie eine Randerscheinung im Gesundheitsbewusstsein vieler Menschen.
Warum? Zu wenig Aufklärung? Zu viel Nachlässigkeit? Vielleicht auch eine trügerische Sicherheit nach milden Jahren. Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Zahl stationärer FSME-Behandlungen steigt, Todesfälle sind Realität. Und mit dem Klimawandel und milderen Wintern verbreiten sich FSME-Zecken weiter Richtung Norden.
Gesundheitsbehörden und Politik stehen in der Verantwortung, stärker über FSME zu informieren und Impfungen zu fördern – etwa durch kostenlose Kampagnen, niedrigschwellige Angebote und eine Integration in den regulären Impfplan für Risikogruppen. Auch Ärztinnen und Ärzte könnten aktiver auf die Impfung hinweisen – besonders bei Familien mit Kindern oder älteren Menschen, die besonders gefährdet sind.
Die FSME-Impfung ist sicher, gut verträglich – und rettet Leben. Wer in einem Risikogebiet lebt oder dort Urlaub macht, sollte sie ernsthaft in Erwägung ziehen. Denn ein Zeckenbiss kann schwerwiegende Folgen haben. Die Impfung dagegen nicht.
OZD
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