Berlin (ots) Anlässlich des bevorstehenden 30. Jahrestags des Mauerfalls diskutierten Experten aus aller Welt über gesellschaftliche Wandlungs- und Friedensprozesse sowie aktuelle globale Krisen und Konflikte. Ziel der zweitägigen Konferenz mit dem Titel "Beyond Walls | Deconstructing Conflict" war das Aufzeigen von Lösungswegen und Handlungsempfehlungen für gesellschaftliche Transformationsprozesse. Die Erfahrungen aus dem Fall der Mauer 1989 und der deutschen Wiedervereinigung 1990 dienten als wichtiger Ansatzpunkt und Rahmen der Veranstaltung.
30 Jahre nach dem Mauerfall - die Suche nach Identität
Welches Fazit lässt sich nach fast 30 Jahren Mauerfall und 29 Jahren deutscher Wiedervereinigung ziehen, welche Erkenntnisse können daraus für aktuelle politische und gesellschaftliche Krisen gewonnen werden? Diesen Fragen gingen unter anderem die Keynote Speaker Markus Meckel, letzter Außenminister der DDR, und Roland Jahn, Bundesbeauftragter zur Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen, in ihren Beiträgen nach. Beide gaben einen hautnahen Einblick in die Geschehnisse 1989/1990 und schlugen eine Brücke zu den Krisenherden der heutigen Zeit.
Im anschließenden Panel "Der Umgang mit Identität: Übergänge in Deutschland" wurde intensiv debattiert, welche Auswirkungen die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen mit sich gebracht haben. Dazu erklärt Thomas Bagger, Leiter der außenpolitischen Abteilung im Bundespräsidialamt und Panelteilnehmer: "30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und den friedlichen Revolutionen in Mitteleuropa steht die Suche nach Identität im Mittelpunkt der politischen und öffentlichen Debatte unserer Demokratien. In der Paneldiskussion konnten wir zentrale Elemente des Kampfes um Identität in der modernen Welt hervorheben - ohne dabei die Fallstricke der Identitätspolitik aus den Augen zu verlieren."
Staatenbildung und die Lage im Irak
Im Rahmen des Panels "The Iraq Project" diskutierten die Konferenzteilnehmer über die Staatenbildung und Lage im Irak. Nussaibah Younis, Senior Advisor am European Institute of Peace und Associate des The Pearson Institute, moderierte die Gesprächsrunde mit den hochkarätigen Experten Feisal al-Istrabadi, ehemaliger stellvertretender Ständiger Vertreter des Iraks bei den Vereinten Nationen, und Emma Sky, Senior Fellow am Jackson Institute for Global Affairs an der Yale University.
Israel und Palästina
Kaum ein politischer Konflikt hält die internationale Staatengemeinde so lange in Atem. Und in kaum einem anderen Konflikt sind die Fronten so verhärtet. Ein Grund für The Pearson Institute, auch dieses Thema in einem mit Experten besetzten Panel zu erörtern. Husam Zomlot, Leiter der palästinensischen Mission im Vereinigten Königreich, sowie der Friedensaktivist und Autor Yousef Bashir gaben einen fundierten Einblick in den Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Die Lage von Minderheiten in China - die Uiguren
Zum Abschluss der zweitägigen Konferenz diskutierten die Teilnehmer über einen weiteren Konflikt, der aktuell nur wenig Beachtung findet: die Unterdrückung der Uigurischen Minderheit in China. Die Autorin Jewher Ilham und Sophie Richardson, Direktorin für China bei Human Rights Watch, beleuchteten das Thema in sehr persönlichen Beiträgen anschaulich und intensiv. "Jede Diskussion, die mehr Menschen über die schockierende Unterdrückung türkischer Muslime durch die chinesische Regierung aufklärt und Impulse für ein Ende der Menschenrechtsverletzungen und Straflosigkeit auslöst, ist ein gutes Signal für die Uiguren, für andere unterdrückte Gruppen und für die Weltgemeinschaft", bilanziert Richardson.
Zusammenfassung und Ausblick
Nach zwei Tagen intensiver Debatten und Beiträge konnten die Veranstalter von The Pearson Institute an der Universität Chicago ein positives Fazit ziehen. Vor allem die hochkarätigen Redner aus aller Welt, mit ihren zum Teil sehr persönlichen Beiträgen, haben die Konferenz zu einem spannenden und inspirierenden Highlight gemacht. Daniel Diermeier, Provost der Universität von Chicago, erklärt dazu abschließend: "Unser Global Forum hat führende Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und Praktiker zusammengebracht, um Debatten und Diskussionen zu fördern, mit dem Ziel, positive Auswirkungen auf globale Konflikte zu erzielen. Die Wahl fiel in diesem Jahr ganz bewusst auf Berlin. Die Atmosphäre 30 Jahre nach dem Fall der Mauer hat die Teilnehmer aus aller Welt inspiriert." James Robinson, Leiter des The Pearson Institute an der Universität Chicago, resümiert: "The Pearson Global Forum in Berlin war eine einzigartige Gelegenheit, um eine notwendige Diskussion über wichtige globale Themen zu führen. The Pearson Global Forum hat Gespräche angeregt und einen Einblick in interessante Forschungsergebnisse geliefert, die über dieses Treffen hinausgehen und letztendlich zu wirkungsvollen Ergebnissen auf der ganzen Welt führen werden."
Über The Pearson Institute
The
Pearson Institute wurde 2015 an der Universität Chicago mithilfe eines
Stipendiums von The Thomas L. Pearson and The Pearson Family Members
Foundation gegründet. Ziel des Instituts ist es, innovative Instrumente
und Technologien zu entwickeln, mit denen Gesellschaften auf der ganzen
Welt globale Konflikte lösen können. Durch die Erforschung komplexer
Ursachen und den daraus resultierenden Folgen für die Menschen stellt
The Pearson Institute die Verbindung zwischen empirischer Forschung und
Politik her. Das Institut entwickelt Konfliktlösungsansätze unter
anderem für Afghanistan, Nigeria und Kolumbien.
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