"Das hat mit Krisenmanagement und professioneller Krisenkommunikation nichts zu tun." Mit dieser Feststellung hat Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky am Montag auf den weiter ausbleibenden Informationsfluss zum Infektionsgeschehen in einem Frankfurter Bethaus reagiert. Dort sollen sich bei einer Veranstaltung am 10. Mai mehr als 100 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert haben, mindestens 17 davon sollen in Hanau wohnen. Nähere Informationen liegen der Stadt Hanau auch drei Tage nach der grundsätzlichen Information über das Ereignis durch das Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises nicht vor. "Wir wissen weiterhin nicht, ob möglicherweise Schulen und Kindergärten betroffen sind. Auf entsprechende Nachfragen haben wir keine Auskunft bekommen. Das ist unverantwortlich gegenüber der Hanauer Bevölkerung, die sich zurecht Sorgen macht", ergänzt Kaminsky.
Das Verhalten des für Hanau zuständigen Gesundheitsamts des Main-Kinzig-Kreises befremdet Hanaus Oberbürgermeister vor allem deshalb, weil sich der ebenfalls betroffene Wetteraukreis mit Landrat Jan Weckler an der Spitze gänzlich anders verhält. Dort findet die Aufarbeitung des Infektionsgeschehens in enger Abstimmung zwischen dem zuständigen Kreis und der betroffenen Kommune Rosbach statt. In einer Pressemitteilung des Wetteraukreises vom Sonntag heißt es dazu: "Mit der Stadtverwaltung Rosbach und Bürgermeister Steffen Maar finden regelmäßige Gespräche zur Entwicklung der Situation statt." Die Stadt Rosbach werde zeitnah über die Ergebnisse von Proben und den Stand der Nachverfolgung möglicher Kontaktpersonen informiert, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen und die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. "Genau das erwarten wir auch vom Main-Kinzig-Kreis, wenngleich wir derzeit nicht einmal wissen, ob in Gelnhausen überhaupt weitergehende Informationen vorliegen. Trotz mehrfacher Nachfragen haben wir unter Verweis auf den Datenschutz bislang keinerlei Informationen erhalten", erläutert der Oberbürgermeister. Ob die Versäumnisse nun in Gelnhausen, in Frankfurt oder im zuständigen Ministerium in Wiesbaden lägen, wisse er nicht. Er fordert aber unverzüglich Aufklärung. Kaminsky: "Hanau ist nicht in der Holschuld, aber in der Pflicht, die Bürgerinnen und Bürger sorgfältig und zeitnah zu informieren."
Der Stadt Hanau seien derzeit weiterhin die Hände gebunden. Während im Wetteraukreis in Abstimmung zwischen Kreis und Kommune bereits am vergangenen Mittwoch Testungen in einer Kita stattgefunden hätten, in der ein aus den Ereignissen in Frankfurt positiv getestetes Kind betreut worden ist, wisse man in Hanau bis heute nicht einmal, ob sich unter den vom Main-Kinzig-Kreis bestätigten 17 betroffenen Personen aus Hanau überhaupt Kinder befinden. "Das ist alles andere als ein vertrauensvoller Umgang mit einer betroffenen Kommune und ganz weit weg von jener Transparenz, die die Bevölkerung von einer Verwaltung erwarten darf", so Kaminsky.
Die Stadt Hanau habe in den vergangenen Wochen auf verschiedenen Ebenen Auskünfte beim Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises erbeten, sei dort aber mehrfach abgewiesen worden, auch Hilfsangebote seien ausgeschlagen worden. "Das befremdet umso mehr, weil das Land Hessen die kommunalen Ordnungsbehörden abweichend von der gesetzlichen Regelung mit dem Vollzug der Landesverordnung beauftragt hat, wenn die Gesundheitsämter nicht rechtzeitig tätig oder erreicht werden können", führt Kaminsky weiter aus. Folglich sehe er das Hanauer Ordnungsamt auch in der Mitverantwortung, die Einhaltung von Quarantäne-Auflagen zu kontrollieren. "Wie soll das gehen, wenn uns das zuständige Gesundheitsamt nicht einmal die Namen der betreffenden Personen mitteilt?", fragt der Hanauer Oberbürgermeister.
Das gemeinsame, konsequente und schnelle Handeln wie es im Wetteraukreis möglich gewesen ist, erwartet Kaminsky auch für Hanau. "Jede Kommune, auch alle anderen im Main-Kinzig-Kreis, hat die Verantwortung, ihre Bürgerinnen und Bürger vor möglichen Gesundheitsrisiken zu schützen. Das dürfen die Menschen erwarten. Dementsprechend muss jede Kommune vom zuständigen Gesundheitsamt umfassend informiert werden", fordert Kaminsky. Es gehe auch nicht darum, dass die betreffende Kommune dann Daten veröffentliche oder unabgestimmte Maßnahmen ergreife. Kaminsky: "Es geht schlicht und ergreifend darum, dass die Kommune in der Lage ist, die Ereignisse zu bewerten. Und vor allem darum, ihre Bürgerinnen und Bürger im Sinne einer professionellen Krisenkommunikation informieren zu können, sofern ein berechtigtes Interesse vorliegt. Und das ist rund um die Ereignisse in Frankfurt ganz gewiss der Fall. "