Westfalen - (lwl) -
Piggenbruut: Was sich so anhört wie die Nachkommenschaft einer seltenen
Vogelart, ist nach plattdeutschem Wortverständnis ein junges Mädchen,
das einen Bauernhof erbte und mit in die Ehe brachte. Wie sich das Wort
genau zusammensetzt, wissen die Mundart- und Namenforscher beim
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), die es als Wort des Monats
vorstellen.
Das plattdeutsche Wort Piggenbruut ist eine Zusammensetzung aus dem
Grundwort Bruut, was Braut bedeutet, und dem Bestimmungswort Pigge,
womit ein hölzerner Nagel oder Stift gemeint ist. Doch wie passt das
zusammen? "Vermutlich steht die beim Bau oft verwendete Pigge hier für
den Hof, den die Braut mit in die Ehe nahm", so Markus Denkler,
Geschäftsführer der Kommission für Mundart- und Namenforschung beim LWL.
Dass ein Mädchen jedoch das Erbe eines Hofes antrat, kam eigentlich nur
vor, wenn es keinen oder keinen geeigneten Sohn auf einem Hof gab.
"Wenn er eine solche Frau heiratete, konnte ein Mann schnell an einen
Bauernhof kommen", so der Mundartforscher. "So ein Mädchen war bei den
heiratswilligen Männern daher sehr begehrt." Das bestätigt das
plattdeutsche Sprichwort aus Rheine-Catenhorn: "Nao de Piggenbrut laupt
de Jungs ut 7 Kiäspels." Was auf hochdeutsch so viel heißt wie: Der
Piggenbruut laufen die Jungen aus sieben Kirchspielen (Bezirken)
hinterher.
Beispielhaft das Hochzeitsfoto eines Paares aus Remscheid aus dem Jahr 1925.
Foto: Archiv für Alltagskultur in Westfalen