Münster. In vielen Unternehmen können Auszubildende aufgrund von Kurzarbeit nicht mehr praxisgerecht ausgebildet werden. Damit sie den betrieblichen Teil ihrer Ausbildung dennoch lückenlos fortsetzen können, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen das Projekt #AzubiSharing ins Leben gerufen. Die Idee hinter dem Projekt: Ausbildungsbetriebe geben ihren Auszubildenden vorübergehend an einen anderen Ausbildungsbetrieb ab. So hat zum Beispiel Johannes Gödeke aus Münster seinen Ausbildungsbetrieb gewechselt.
„Ich bin froh, dass es weitergeht!“, fasst der Auszubildende seine Erleichterung zusammen. Über zwei Jahre hatte Gödeke bei der Firma Budelmann Elektronik GmbH in Münster den Beruf des Industrieelektrikers in der Fachrichtung Geräte und Systeme gelernt. Doch in seinem dritten und abschließenden Jahr kam ihm wie so vielen anderen Auszubildenden die Coronakrise in die Quere. Das Virus und die Maßnahmen zur Bekämpfung seiner Ausbreitung haben für Auftragseinbrüche und Kurzarbeit in weiten Teilen der regionalen Wirtschaft geführt. „Überstehen werden wir die Krise auf jeden Fall“, beschreibt Jeanine Budelmann, Geschäftsführerin des Betriebes, die Situation: „Aber derzeit fehlen einfach die Aufträge, um unsere drei Auszubildenden sinnvoll in die Arbeit einzubinden“.
Anders sieht es bei der Firma Seel Elektrotechnik aus, die ebenfalls in Münster sitzt. „Wir sind weiterhin gut ausgelastet und froh, wenn wir anderen Betrieben in dieser Situation helfen können“, erläutert Inhaber Peter Seel, weshalb er sich bei der IHK für das Projekt gemeldet hatte. Beide Betriebe sind von dem Projekt der IHK begeistert. „Das ging schnell und unkompliziert“, berichtet auch Budelmann. Direkt nachdem sie sich gemeldet hatte, vermittelte die IHK ein Gespräch mit Seel. Innerhalb einer Woche waren die Dauer, die Ausbildungsinhalte und die Verteilung der Ausbildungskosten geklärt, so dass Seel seinen „vorübergehenden“ Auszubildenden in Empfang nehmen konnte.
Und der weiß die Chancen, die die Kooperation bietet, zu schätzen. „So gewinne ich Einblicke in neue Themen und eine andere Branche“, sagt Gödeke. Auch die Übernahmechancen nach bestandener Prüfung werden durch die neuen Kontakte größer, weiß Carsten Taudt, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung der IHK Nord Westfalen. Betriebe, die aufgrund der Coronakrise Probleme haben, praxisgerecht auszubilden, ruft er dazu auf, das Azubi-Sharing zu nutzen und sich bei der IHK zu melden. „Die Kooperation, die wir vermitteln, bietet allen Beteiligten Vorteile“, so Taudt. Unternehmen, die Interesse am Azubi-Sharing haben, können sich melden unter www.ihk-nordwestfalen.de/azubisharing.
Ansprechpartnerin bei der IHK Nord Westfalen: Andrea van der Schüür, 0251 707-263, vanderschueuer@ihk-nrw.de