Die 3. Liga geht am Pfingstwochenende in den Re-Start. Preußen Münster ist am Sonntag um 14 Uhr im Heimspiel gegen den Halleschen FC gefordert. Für die Preußen als Befürworter eines Saisonabbruchs kein einfacher Gang. Gleichwohl betont Vereinspräsident Christoph Strässer im folgenden Interview: „Wir stellen uns dem sportlichen Wettbewerb auf dem Rasen, aber wir haben auch weiterhin eine klare Haltung und einen klaren Blick nach vorn.“
Preußen Münster gehört zu den Vereinen, die sich bis zuletzt für einen Abbruch der 3. Liga stark gemacht haben – jetzt wird am Sonntag gespielt.
Wir stehen auch weiterhin zu unserer Meinung und halten den Re-Start der 3. Liga für falsch. Und zwar nicht aus sportlicher Sicht, wie man uns ja oft genug vorwirft, sondern aus Gründen des Gesundheitsschutzes, der unverhältnismäßig hohen wirtschaftlichen Kosten und der Wettbewerbsverzerrung. Aber der DFB hat mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln eine Entscheidung herbeigeführt – dem fügen wir uns, weil wir keine andere Wahl haben, nicht weil wir davon überzeugt sind.
Das heißt aber auch, die Preußen stellen sich dem sportlichen Wettkampf?
Ja, das haben wir aber nie in Abrede gestellt. Wir haben immer wieder betont, dass es richtig ist, die Entscheidungen nicht am grünen Tisch, sondern auf dem grünen Rasen zu suchen. Natürlich werfen uns Kritiker vor, dass wir beim Blick auf die Tabelle jeglichem sportlichen Wettstreit aus dem Weg gehen wollten, um über einen Saisonabbruch den Klassenerhalt zu sichern. Klipp und klar: Wir stellen uns dem sportlichen Wettstreit auf dem Platz. Das ist Fußball. Und dazu gehören Sieg und Niederlage genauso wie Auf- und Abstieg. Aber: Dazu gehören – gerade nach dem Re-Start – auch gleiche Startbedingungen. Und die sind nicht gegeben.
Preußen Münster ist erst seit einigen Tagen im Mannschaftstraining, andere Teams sind Wochen weiter, wieder andere müssen ihre Heimspiele in anderen Bundesländern austragen – meinen Sie das mit gleichen Startbedingungen?
Wir haben in Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie andere landesweite und regionale Sichtweisen auf Dinge. Das sorgt für unterschiedliche Vorbereitungsmöglichkeiten und das wiederum für eine aus unserer Sicht klare Wettbewerbsverzerrung. Von der vom DFB mal angekündigten mindestens dreiwöchigen gleich langen Vorbereitungszeit sind wir weit entfernt. Trotzdem: Preußen Münster steht am Sonntag auf dem Platz. Trainer Sascha Hildmann, das gesamte Trainer- und Betreuerteam und die Mannschaft haben das volle Vertrauen und die volle Rückendeckung von Preußen-Aufsichtsrat und -Präsidium. Wir glauben an die Mannschaft und sind auch stolz darauf, wie sich alle bisher in der Krise miteinander solidarisch, wertschätzend und mit Haltung gezeigt haben.
Bleibt der wirtschaftliche Aspekt: Geisterspiele sind eine hohe finanzielle Belastung für den Verein – davon war und ist immer wieder zu hören. Was heißt das konkret?
Preußen Münster hat es in einer Liga, die oftmals mit Meldungen von Insolvenzen und Schuldenbergen auf sich aufmerksam macht, geschafft, eine wirtschaftliche Solidität herzustellen und den Verein schuldenfrei zu machen. Das war das Ziel von Aufsichtsrat und Präsidium, was mit vielen Anstrengungen und auch unter Inkaufnahme eines kleineren Budgets für die 1. Mannschaft verbunden war. Andere Vereine gehen anders damit um. Für uns ist der Blick auf die wirtschaftliche Situation des Vereins wichtig. Wir wollen keine Schieflagen und deshalb tun wir uns mit den wirtschaftlichen Herausforderungen, die die Geisterspiele mit sich bringen, auch sehr schwer. Wir reden hier immerhin über einen deutlich sechsstelligen Betrag, den wir als Unterdeckung nur bis Saisonende einplanen müssen. Da helfen kleine Zuschüsse, die der DFB andeutet und als große Hilfen für die Vereine darstellt, nicht weiter. Aber vor allem macht uns der Blick auf die neue Saison Sorge: Was passiert, wenn wir mit weiteren zehn oder 15 Geisterspielen leben müssen? Für Preußen Münster sind Sponsoring- und Zuschauereinnahmen das wirtschaftliche Fundament – nicht die Fernsehgelder, die für die Bundesligisten entscheidend sind.
Sind Sie persönlich auch im Stadion?
Das Hygienekonzept der DFL, das für die großen Bundesliga-Stadien gilt und in großen Teilen vom DFB übernommen wurde, lässt lediglich acht Gremienvertretern den Zutritt unter hohen Auflagen zu. Wir haben uns als Aufsichtsrat und Beirat dazu entschlossen, zunächst nicht live auf der Tribüne zu sitzen. Wir werden, um unsere Haltung zu den Geisterspielen auch symbolisch zu untermauern, als Gremienvertreter die ersten 19,06 Minuten das Spielgeschehen nicht live verfolgen. Ich als Präsident werde zudem keines der Geisterspiele besuchen – ebenfalls um meine Haltung in dieser Situation und gegen die Allmacht des DFB zum Ausdruck zu bringen.