Kaufprämien kurbeln nach Einschätzung des Ifo-Instituts zwar kurzfristig die Autoverkäufe an, mittelfristig werden aber kaum mehr Fahrzeuge abgesetzt. Abwrackprämien hätten in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 "zumindest kurzzeitig den Autoabsatz belebt, das ist sicher belegt", erklärte Ifo-Forscher Felix Rösel am Sonntag in Dresden. "Auf die Party folgte jedoch der Kater."
Fast alle Studien zeigten, dass viele Verbraucher damals aufgrund der Prämie einfach Autokäufe vorgezogen hätten, die ohnehin geplant waren. "Unter dem Strich geben die meisten Studien keinen Hinweis, dass durch die Prämien mehr Autos verkauft werden", erklärte Rösel. Für die Überblicksstudie werteten die Wirtschaftsforscher nach eigenen Angaben 15 datengestützte Untersuchungen zu Abwrackprämien in Deutschland, Spanien, den USA und weiteren Ländern aus.
Kaufprämien für Autos könnten außerdem unbeabsichtigte Nebenwirkungen für andere Branchen haben, erklärte das Ifo-Institut weiter. "Wer den Autokauf vorzieht, hat in dem Moment weniger Geld für Möbel", gab Rösel zu bedenken. "Das Plus der Autobranche kann deshalb schnell zum Minus anderer Sektoren werden."
Nicht eindeutig belegt seien zudem die Auswirkungen von Kaufprämien für die Umwelt. In den USA sei durch die Abwrackprämie der CO2-Ausstoß gesunken, da vor allem kleine und sparsame Autos gefördert wurden. In Deutschland und Europa hätten Kraftstoff- und CO2-Einsparungen hingegen nicht nachgewiesen werden können.
Die Spitzen der großen Koalition treffen sich am Dienstag im Berliner Kanzleramt, um über das Konjunkturpaket zu Belebung der Wirtschaft in der Corona-Krise zu beraten. Prämien für den Kauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor sind dabei besonders umstritten.
jm/ran
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