Mit einer neuen Rückfluggarantie will die Lufthansa die wegen der Corona-Pandemie drastisch gesunkene Nachfrage nach Flügen wiederbeleben. "Wir führen eine Home-Coming-Garantie ein", sagte Konzernchef Carsten Spohr der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Dagegen stellte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erneut klar, dass es von staatlicher Seite keine Rückholaktionen für Reisende mehr geben werde.
"Wer zurück will nach Deutschland, den bringen wir zurück", sagte Spohr, "sei es, weil er wegen erhöhter Temperatur am Zielort nicht einreisen darf, er dort in Quarantäne müsste oder ob im Gastland das Virus ausbricht."
"Wer sich im Urlaub infiziert, kann jedenfalls nicht davon ausgehen, dass wir ihn nach Deutschland zurückbringen", sagte dagegen Maas der "Bild am Sonntag". Die Bundesregierung werde "im Sommer nicht noch einmal Flieger schicken können, um deutsche Urlauber heimzuholen".
Die Lufthansa hofft auf eine rasche Belebung des Flugverkehrs für Privatpersonen. "Spätestens zu den Herbstferien rechnen wir mit einer hohen Nachfrage für Privatreisen", sagte Spohr. Als erstes hätten Portugal und Griechenland wieder angezogen, andere Ziele würden folgen.
Die Lufthansa bekommt wegen der Corona-Pandemie umfangreiche Unterstützung von der Bundesregierung. Das Rettungspaket umfasst neun Milliarden Euro, im Gegenzug erhält der Bund eine Beteiligung an dem Unternehmen. Zudem muss die Lufthansa auf Druck der EU-Kommission Start- und Landerechte abgeben.
"Unser Ziel muss es sein, dass der Steuerzahler sein Geld möglichst schnell zurück erhält", sagte Spohr dazu der "FAS". Das Ziel sei die "Rückzahlung aller Kredite und Einlagen des Staates" bis 2023. Der Lufthansa-Chef äußerte die Erwartung, dass dann "der Steuerzahler eine stolze Rendite bekommen wird". Der Bund erwirbt die Aktien zum Nennwert von 2,56 Euro, der aktuelle Börsenkurs liegt dem Bericht zufolge bei etwa zehn Euro.
Vorerst sieht Spohr die wirtschaftliche Entwicklung jedoch düster. "Die Zahlen werden schlimm sein, wir werden bis Ende des Jahres jede einzelne Stunde Geld verlieren", sagte er der Zeitung. Lufthansa hat bereits die Streichung von 10.000 Stellen angekündigt. Spohr sagte nun, dass "schnell auch die doppelte Dimension herauskommen" könnte. Allerdings wolle das Unternehmen durch mehr Teilzeitarbeit Entlassungen vermeiden.
Unterdessen bestätigte ein Unternehmenssprecher der "Welt am Sonntag", dass es bereits mehrere Flüge der Lufthansa und ihrer Tochtergesellschaften gegeben habe, bei denen sich nachträglich herausstellte, dass Corona-Infizierte an Bord waren. Bekannt war dies bisher bei einem China-Flug Ende Mai. Genaue Zahlen nannte der Sprecher nicht.
Für Fluggesellschaften gelten keine zwingenden Abstandsregeln an Bord. Die meisten Unternehmen wollen aus wirtschaftlichen Gründen auch nicht auf eine Besetzung des mittleren Platzes in Dreier-Sitzreihen verzichten. Eine Sprecherin der Lufthansa-Tochter Eurowings sagte allerdings der "Welt am Sonntag", es solle eine teurere Ticket-Zusatzoption auf einen freien Mittelplatz gebucht werden können. Laut einem Bericht des "Spiegel" erwägen Behörden und Betreiber zudem eine generelle Maskenpflicht an Flughäfen, die es bislang immer noch nicht gibt.
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