Mainz - (ots) - Hohe kriminelle Energie, gepaart mit ausgewiesenem IT-Expertenwissen
und einem hohen Maß an Widerwärtigkeit und menschlicher Verrohung - so
lassen sich die Täter beschreiben, mit denen es die Ermittler bei den
Fällen von hundertfachem Kindesmissbrauch in Münster zu tun haben.
Das
Leid der Opfer, ob aktuell in Münster, in Bergisch Gladbach oder in
Lügde, ist dagegen unbeschreiblich.
Die Staatsanwaltschaft spricht von
der "Spitze eines Eisbergs", von Tausenden noch nicht ausgewerteten
Gigabytes. Je tiefer die Ermittler in diesen Sumpf hineintauchen, desto
mehr abscheuliche Taten kommen ans Licht. Der menschliche Abgrund, der
sich da auftut, ist gigantisch - aber nicht neu. Man mag nicht darüber
nachdenken, dass sich die Nachfrage nach kinderpornografischem Material
in der Corona-Krise laut Experteneinschätzung auch noch um 30 Prozent
erhöht haben soll.
Die professionelle Kinderporno-Branche aber ist den
Ermittlern immer einen Schritt voraus. Zwar hat der Bundestag jüngst ein
Gesetz verabschiedet, das den Fahndern mehr Möglichkeiten beim Kampf
gegen Kinderpornografie an die Hand gibt. Doch das wirksame Instrument
der Vorratsdatenspeicherung liegt nach einem Urteil des Europäischen
Gerichtshofs weiterhin auf Eis.
Immerhin haben manche Ermittlungsbehörden in Deutschland mittlerweile den Druck erhöht. In Münster hat das zum Erfolg geführt. Aber es bleiben auch hier Fragen nach der Verantwortung von Jugendamt, Polizei, Justiz und sozialem Umfeld - auch das ist im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch leider nicht neu.