Er war ein enfant terrible und ein besessener Regisseur: Rainer Werner Fassbinder hat Theater gemacht und mehr als 40 Spielfilme gedreht. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films der 1970er und 1980er Jahre. Seine Arbeiten sind schnell entstanden, sie waren voller Ecken und Kanten. Immer wieder haben sie Diskussionen ausgelöst und das öffentliche Bewusstsein durcheinander gewirbelt. Rainer Werner Fassbinder war unbequem und gerade deswegen so erfolgreich.
Die „BRD-Trilogie“ ist eine Hommage und zugleich ein Stück Erinnerungsarbeit. Rainer Werner Fassbinder wollte die Geschichte der Bundesrepublik an Frauengestalten spiegeln. Ein ehrgeiziges und spannendes Unternehmen. Drei Filme hat er vollenden können. Dann ist er 1982 gestorben. Sein Projekt ist also ein Fragment geblieben und doch ist erkennbar, worum es dem rastlosen Regisseur eigentlich ging.
Die Trilogie versucht drei verschiedene Filme aus
den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus einem Blickwinkel zu
sehen: „Die Ehe der Maria Braun“, „Die
Sehnsucht der Veronika Voss“ und „Lola“. Die Filme haben alle ein gemeinsames Element: die Protagonisten sind Frauen,
die gegen die Schwierigkeiten und Heucheleien der Nachkriegszeit kämpfen
müssen. Dabei steht die Wirklichkeit der
jungen Bundesrepublik und die Zeit des Wirtschaftswunders im Mittelpunkt der
drei Geschichten.
„Die Ehe der Maria Braun“ fängt mit der Hochzeit der Maria mit dem Soldat
Hermann Braun an, nach kurzer Zeit muss er wieder an die Front und Maria ist
allein und muss sich um ihre Familie kümmern. Mit der Nachricht, Hermann sei vermisst,
kommt die Verzweiflung und das Bewusstsein, sie muss jetzt an ihr eigenes Leben denken. Sie findet einen Job und
beginnt eine neue Beziehung mit einem afroamerikanischen Soldaten. Die Wahrheit
ist, Hermann lebt, und als eine zwar fehlende Präsenz, bleibt er immer in
Marias Leben. Alles passiert in dieser
tragischen Geschichte. Rose Lohmann spielt die Maria. Sie füllt ihre Rolle
beeindruckend aus und bringt eine großartige und starke Figur auf die Bühne.
„Die Sehnsucht der Veronika Voss“ dreht sich um die bekannte Schauspielerin
Veronika Voss, für die der Sportreporter Robert Krohn schwärmt. Die Frau spielt
keine Rolle mehr und ist abhängig von einer Ärztin, die ihr Morphium gibt. Nach
und nach erfährt er ihren Lebenszustand und versucht ihn zu verbessern, auf
eigene Kosten. Carola von Seckendorff schlüpft in die Rolle der Veronika Voss,
sie singt anrührend und ist die perfekte Besetzung für diese tragische Rolle.
„Lola“ ist ein bisschen schräger als die
anderen Drehbücher. Lola ist eine Hure, in die der neue Baudezernent von Bohm
sich verliebt. Er ist ein ehrlicher Mensch und weiß nichts von Lolas
Profession. Zwischen Korruption und Laster muss er einen Kompromiss der Liebe wegen
finden. Auch Sandra Schreiber ist eine gute Besetzung, sie transformiert sich und hat die entwaffnende Offenheit
der Lola.
Die Drehbücher sind von Peter Märthesheimer und Pia
Fröhlich, ein sehr erfolgreiches Autorengespann. Das Bühnenbild ist
faszinierend umgesetzt, es verzaubert die Zuschauer und bildet eine
faszinierende Spielfläche. Rauch, Trickeffekte und Licht sind ein Teil der atemberaubenden
Performance. Die „BRD-Trilogie“ lohnt – sie lässt den Zuschauer Theater richtig
genießen. Empfehlenswert!
Nächster Termin im Kalender ist der 27.Oktober, 15:00 Uhr. Die Aufführung dauert vier Stunden.