Diese Jubiläen sind Anlass für die Tagung "Facing Police and Holocaust" vom 29. bis 31. Oktober in Münster. Behandelt werden interdisziplinäre fachwissenschaftliche und pädagogische Impulse zu Fragen der Täterschaft (insbesondere der Polizei) im Nationalsozialismus. Mehr als 30 international bekannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA, Israel, Norwegen, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Deutschland referieren während der Tagung.
Stadträtin Cornelia Wilkens: "Die Konferenz ‚Facing Police and Holocaust‘ zum 20jährigen Bestehen der Villa ten Hompel unterstreicht die internationale Anerkennung der wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeit des Geschichtsorts. Mit Prof. Christopher Browning dürfen wir einen der weltweit bedeutendsten Holocaust-Forscher in Münster willkommen heißen, dessen Pionierstudie zu Polizisten als NS-Tätern ein Grundpfeiler für die Gründung der Villa ten Hompel als Geschichtsort der Stadt Münster im Dezember 1999 war."
Ehrung für Christopher Browning
Am 30. Oktober wird Christopher Browning im Rathausfestsaal für seine wissenschaftliche Leistung geehrt. Die Laudatio hält Norbert Frei, Historiker an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Browning selbst nimmt eine Bestandsaufnahme der vergangenen 25 Jahre vor und will wissenschaftlich-didaktische Perspektiven eröffnen.
Christopher R. Browning ist emeritierter Professor für Geschichte an der University of North Carolina, Chapel Hill, und einer der weltweit führenden Holocaust-Forscher. 2006 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen. Er ist Autor vieler einflussreicher Bücher über Nazi-Deutschland und den Holocaust. Die Bücher "Ganz normale Männer”, "Die Entfesselung der ‚Endlösung‘" und "Remembering Survival" erhielten jeweils einen National Jewish Book Award.
Interessierte können den Festvortrag ohne Anmeldung besuchen, er ist kostenfrei. Allerdings ist die Sitzplatzkapazität beschränkt. Kopfhörer für die Simultanübersetzung ins Deutsche werden in begrenzter Zahl zur Verfügung gestellt.
Was macht "ganz normale Männer" zu Tätern?
Was ließ ganz normale Männer zu Massenmördern oder Mordgehilfen werden? Wie konnten Polizisten zu Akteuren eines alle zivilisatorischen Grenzen sprengenden Unrechts transformiert werden? Vor gut 25 Jahren widmete sich Christoper R. Browning diesen Fragen und legte mit "Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die ‚Endlösung‘ in Polen" einen Meilenstein der neuen NS-Täterforschung vor, der eine folgenreiche Debatte anstieß.
Dieser Diskurs prägte die deutsche wie internationale Geschichts- und Erinnerungskultur, was auch die Entstehung des Geschichtsortes Villa ten Hompel vor 20 Jahren anstieß. In diesem heutigen Geschichtsort, in dem während des Nationalsozialismus die Polizei den Holocaust plante und umsetzte, geht es darum, "sich aktiv und öffentlich sichtbar für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft und gegen Rassismus und Antisemitismus einsetzen".
Die internationale Tagung "Facing Police and Holocaust" veranstaltet die Villa ten Hompel gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Landeszentrale für politische Bildung NRW. Internationale Partner sind die beiden bedeutendsten Holocaust-Gedenkstätten der Welt, die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und das United States Holocaust Memorial Museum Washington D.C., beide offizielle Kooperationspartner der Villa ten Hompel.
Thomas Köhler und Christoph Spieker als Organisatoren der Villa ten Hompel: "Eine Konferenz mit mehr als 30 international renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist nur in Teamwork möglich. Es ist ein gutes Gefühl, dass mit der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und mit dem United States Holocaust Memorial Museum Washington D.C. die beiden bedeutendsten Holocaust-Gedenkstätten der Welt als unsere Kooperationspartner und Freunde die Konferenz bereichern."
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