Über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern ein Ende der Überfischung
– Schutz der Meeresökosysteme hilft dem Klima – Deutsche Umwelthilfe und Our
Fish fordern Einhaltung der wissenschaftlichen Empfehlungen bei der
Fangquotenfestlegung für fischbare Arten
Berlin, 11.6.2020: Gemeinsam mit mehr als 50 international renommierten
Meeres-, Klima- und Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern fordern die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Our Fish ein Ende der Überfischung zum Schutz
von Artenvielfalt und Klima. Die EU-Kommission, das EU-Parlament und alle
EU-Mitgliedstaaten müssen die illegale Überfischung in diesem Jahr beenden.
Gesunde Fischbestände sind essentiell für gesunde Meeresökosysteme. Diese
tragen dazu bei, dass die Meere ihre wichtige Funktion im globalen Klimasystem
wahrnehmen können. Die Meere und Ozeane haben bereits 90 Prozent der
überschüssigen Wärme der vergangenen 50 Jahre absorbiert und bis zu 30 Prozent
aller Kohlenstoffemissionen gebunden. Durch den ständigen Druck wird das marine
Ökosystem anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels und kann
lebenswichtige Funktionen nicht mehr aufrechterhalten.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa sind eingeladen, sich
der Erklärung anzuschließen. Die Erklärung mit der endgültigen Liste der
Unterzeichner wird dem EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei,
Virginijus Sinkevičius, und den Ministern der EU-Mitgliedstaaten vor den
Verhandlungen der jährlichen Fanggrenzen für 2021 im Oktober übermittelt.
„Die Erklärung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommt zu einem
entscheidenden Zeitpunkt: Die EU bereitet gerade ihr Klimaschutzpaket 2030 vor.
Der Schutz und Erhalt der Meere muss ein zentraler Bestandteil davon sein“,
sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Bundesfischereiministerin
Julia Klöckner und ihre europäischen Kollegen müssen endlich anerkennen, dass
nachhaltige Fischerei für die Gesundheit der Meere in Zeiten der
Biodiversitäts- und Klimakrise von entscheidender Bedeutung ist. Deshalb müssen
die Fischereiminister den wissenschaftlichen Empfehlungen bei der Festlegung
der Fanggrenzen in diesem Jahr uneingeschränkt folgen“, so Müller-Kraenner
weiter.
Rebecca Hubbard, Direktorin der Our Fish-Kampagne dazu: „Die Artenvielfalt
und das Klima, von dem unser Leben auf diesem Planeten abhängig ist, werden
durch unsere Lebensweise extrem verändert. Wir haben das nötige Wissen und
müssen dementsprechend handeln – ein Ende der Überfischung ist ein
entscheidender Schritt bei der Bekämpfung der Biodiversitäts- und Klimakrise.“
Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Dr. Ute Jacob, Dr. Valérie Masson-Delmotte, Prof.
Didier Gascuel, Dr. Rainer Froese, Prof. Alex Rogers, Dr. Easkey Britton, Prof.
Sebastian Villasante, Prof. Victoria Reyes-Garcia, Dr. Sandra Cassotta, Dr.
Joachim Claudet und Prof. Daniel Pauly unterstützen die Erklärung bereits.
Erklärung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler:
Wir fordern die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und die
EU-Mitgliedstaaten auf, anzuerkennen, dass das ökosystembasierte
Fischereimanagement für die Gesundheit des Ozeans und seine Fähigkeit, auf den
Klimawandel zu reagieren, von entscheidender Bedeutung ist und dass die
Fanggrenzen entsprechend festgelegt werden müssen.
Fische sind ein wichtiger Bestandteil des marinen Ökosystems und spielen eine
entscheidende Rolle für die Gesundheit der Ozeane. Die marinen Ressourcen und
Ökosystemleistungen stehen unter enormem Druck durch die Fischerei und den vom
Menschen verursachten Klimawandel.
Überfischung reduziert die Biomasse von Fischen, beeinträchtigt die biologische
Vielfalt, verändert das Nahrungsnetz der Meere und verschlechtert deren
Lebensräume. Dies macht das marine Ökosystem anfälliger für die Auswirkungen
des Klimawandels.
In der EU werden schätzungsweise noch immer 38 Prozent der Fischbestände im
Nordostatlantik und in der Ostsee sowie 87 Prozent im Mittelmeer und im
Schwarzen Meer überfischt.
Die kombinierten Auswirkungen des Klimawandels und der Überfischung
beschleunigen den Rückgang der Meeresgesundheit. Ein Ende der Überfischung
würde den kumulativen Druck auf den Ozean verringern, seine
Widerstandsfähigkeit erhöhen und dazu beitragen, die Auswirkungen des
Klimawandels zu mildern. Es wäre eine entscheidende und wichtige
Klimaschutzmaßnahme, die heute ergriffen werden kann.
Über Our Fish:
Die Initiative Our Fish möchte sicherstellen, dass die EU-Mitgliedstaaten die
Gemeinsame Fischereipolitik umsetzen und für nachhaltige Fischbestände in den
europäischen Gewässern sorgen. Die DUH koordiniert diese Arbeit in Deutschland.
Links:
Scientist Statement: https://our.fish/news/ending-overfishing-is-climate-action-scientist-statement-of-support/ Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Ökologe und Klimaforscher, Leiter Abteilung für integrative Ökophysiologie am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung: https://youtu.be/3PeHi-DGws4 Dr. Rainer Froese, Meeresbiologe, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel: https://www.youtube.com/watch?v=QExpBmszZL8&feature=youtu.be
Photo von Knut Troim auf Unsplash