Die IHKs hatten bundesweit die schriftlichen Prüfungstermine aus dem Mai in den Juni verlegt. Tausende von Prüfungen mussten daher allein im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region neu organisiert werden. In vielen Fällen wurde dabei die Reihenfolge von praktischen und schriftlichen Prüfungsteilen geändert. Und auch einige Orte, an denen die schriftlichen Prüfungen vom 16. bis zum 19. Juni abgelegt werden, sind ungewöhnlich. Denn üblicherweise schreiben die Azubis ihre Abschlussarbeiten in den Räumen ihrer Berufsschulen.
„Aufgrund der neuen Abstandsregeln hat sich der Bedarf an geeigneten Prüfungsräumen massiv erhöht“, erläutert Carsten Taudt, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung der IHK Nord Westfalen: „Bisher konnten in einem Raum etwa 25 Prüfungsteilnehmer geprüft werden, nach den aktuellen Hygieneregeln sind es nur noch zehn.“
Das habe auch die Leitung der Berufskollegs bisweilen vor ziemliche Herausforderungen gestellt. Ihnen sei die Bedeutung der Abschlussprüfungen natürlich bewusst, sagt Taudt: „Schließlich handelt es sich für die jungen Menschen um die wohl wichtigste Prüfung ihres bisherigen Lebens.“ Gemeinsam mit den Ausbildungsbetrieben haben die Berufskollegs die jungen Menschen rund drei Jahre auf diesen Tag vorbereitet. Zusammen mit den Schulträgern hätten die Schulleitungen dementsprechend in der Regel alle Register gezogen, um eine Prüfung am gewohnten Schulort zu ermöglichen. Dennoch sei das nicht überall gelungen.
„Allein am Donnerstag und Freitag haben wir rund 2000 Azubis, die nicht in den Berufskollegs schreiben können“, berichtet Taudt. Da sei es ein großes Glück, dass mehrere große Veranstaltungs- und Messehallen ihre Unterstützung angeboten hätten. So etwa die Halle Münsterland, wo die IHK insgesamt fast 2000 angehenden Fachkräften die Prüfung ermöglicht. In Recklinghausen nutzt die IHK den Ruhr Campus und in Waltrop die Stadthalle, um genügend Räume für die Prüfungen zur Verfügung zu haben. Rund 160 Auszubildende werden hier geprüft.
„Von der Bestuhlung nach den geltenden Abstandsregeln bis zu den Wegekonzepten haben die Veranstalter alles professionell gestaltet“, lobt Taudt die Zusammenarbeit. Entscheidend sei zudem der enge Kontakt insbesondere zum Gesundheitsministerium gewesen. „Das Ministerium von Minister Laumann hat den Ernst der Lage früh erkannt und unsere Hinweise verantwortungsvoll, aber praxisnah berücksichtigt“, so Taudt. Erst durch eine Ausnahmeregelung war es möglich, mehr als hundert Menschen an einem Ort zu prüfen. Auch das Schulministerium habe die Prüfungen im Blick gehabt und sogar Unterrichtsausfall genehmigt, damit die Prüfungen über die Bühne gebracht werden konnten.
„Aufgrund dieser tollen Zusammenarbeit und der großen Flexibilität der ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer können wir alle Auszubildenden sicher und vor allem rechtzeitig vor Ausbildungsende durch die Prüfungen bringen“, freut sich Taudt und wünscht allen Prüfungsteilnehmern viel Erfolg.