Münster - (lwl) -
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zeigt derzeit die
großformatigen und farbstarken Bilder des Künstlers Norbert Tadeusz
(1940-2011) in einer gleichnamigen Ausstellung (bis 2.8.). Tadeusz war
einer der wichtigsten figurativen Maler seiner Generation. Das zentrale
Thema seiner Kunst ist die Darstellung des Körpers im Raum. Mit seiner
Arbeit beeinflusste er maßgeblich die Kunstszene in Düsseldorf und
Münster, wo er viele Jahre als Maler und Lehrer tätig war.
Durch die Zusammensetzung seines Namens mit dem Wort Szenen schaffte
sich Tadeusz eine eigene Werkgattung - die Tadeuszenen. Dazu zählen die
Werke "Das große Ei (Casino I)" und "Gelbes Atelier". Sie vereinen
alles, was er in seinem Werk geschaffen hat. Zum einen sind das von der
Decke hängende Tierkörper und Menschen in einer unnatürlichen und
verdrehten Körperhaltung. Gleichzeitig zeigt Tadeusz in den Werken auch
verschiedene Interieurs. Diese einzelnen Elemente, die in den
großformatigen Bildern auftauchen, finden sich in Tadeusz Arbeiten immer
wieder.
Das Gemälde "Das große Ei (Casino I)" von 1987 zeigt ein eher surreales,
bühnenartiges Geschehen. In einem eiförmigen Raum hängen nackte
Menschen in ungewöhnlichen Positionen an Ringen akrobatisch von der
Decke. Neben ihnen hängt ein totes Tier. Die menschlichen Figuren
gleichen in ihren Verrenkungen und Posen fast den Formen des Tierleibes.
Mehrere Menschen sitzen in Nischen und an Tischen, im Raum stehen ein
Billardtisch und ein Flügel. Diese Anordnung zeigt, dass der Künstler
mit ungewöhnlichen Raumsituationen und Seheinstellungen arbeitet.
Tadeusz bezieht die Betrachtenden aktiv mit ein und zwingt sie durch die
dargestellten Widersprüche, sich mit dem Geschehen auf der Leinwand zu
beschäftigen. Er nutzt verschiedene Perspektiven und grelle Farben,
durch die die Gemälde an Intensität gewinnen. Tadeusz selber äußerte
sich zur Perspektivität so: "Mich interessiert vor allem Malerei, in der
die Perspektive noch nicht so ausgeschlachtet worden ist. Perspektive
hasse ich wie die Pest, obwohl man ja natürlich nicht ohne sie auskommt,
man kann ja nicht einfach alles aneinanderreihen, aber ich versuche
immer, sie zu zerstören". Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Tanja
Pirsig-Marshall: "Die Tadeuszenen verwenden unterschiedliche und haben
so eine verstörende und gleichzeitig faszinierende Wirkung."
Die Ausstellung "Norbert Tadeusz" ist eine Kooperation mit dem
Kunstpalast Düsseldorf, in dessen Sammlung sich zahlreiche Werke aus dem
Nachlass von Norbert Tadeusz befinden.
Titelbild: Norbert Tadeusz, Gelbes Atelier, 1985, Albertina, Wien, Leihgabe von Petra Lemmerz. © VG Bild-Kunst, Bonn 2020.
Foto: Nic Tenwiggenhorn