Im Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister Wirecard hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eine rasche Aufklärung gefordert. "Wirecard ist verpflichtet aufzuklären und etwaige Missstände abzustellen", sagte Altmaier in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenportal T-Online. "Es muss ermittelt werden, wie es dazu kommen konnte, dass sich offenbar Milliardenbeträge in Luft aufgelöst haben, oder möglicherweise nie da waren."
Zudem müsse herausgefunden werden, ob die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen eingehalten wurden - "oder ob jemand dafür auch juristisch zur Rechenschaft gezogen werden muss", sagte Altmaier weiter. Der Vorgang sei "alles andere als banal".
Der Minister warnte vor einem Imageverlust für den Wirtschaftsstandort Deutschland. "Es ist mir ganz wichtig, dass sich ein solcher Fall mit Blick auf das Vertrauen in den Bankenstandort Deutschland so schnell nicht wiederholt", sagte sagte Altmaier. "Wir hätten eine solche Situation überall erwartet - nur nicht in Deutschland. Deshalb müssen wir, wo notwendig, hart durchgreifen."
Wie auch durch die jüngsten Ereignisse in der Fleischindustrie seien Vorkommnisse dieser Art ein Problem für das Image des Wirtschaftsstandortes Deutschland, sagte Altmaier. "Wir dürfen nicht zulassen, dass einzelne Firmen das Ansehen einer ganzen Branche zerstören und damit dem Land Schaden zufügen."
Der Dax-Konzern Wirecard hatte am Montag mitgeteilt, dass die verschwundenen 1,9 Milliarden Euro aus seiner Jahresbilanz gar nicht existieren. Die Hintergründe blieben zunächst unklar. Das Unternehmen ist durch die Vorgänge in schwere Turbulenzen geraten.
muk/pw
© Agence France-Presse