Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele erwartet nach eigenen Angaben, dass die Sanierung der Fluggesellschaft fünf bis sechs Jahre dauern wird. "Das wird für alle Beteiligten ein schmerzhafter Weg – wie schmerzhaft, das kann heute keiner sagen", sagte Thiele der "Bild am Sonntag". Er traue es Lufthansa-Chef Carsten Spohr und seiner Mannschaft zu, diese Aufgabe zu schultern und die Lufthansa mittelfristig wieder zu einer starken Airline zu machen.
Das Management werde einen Restrukturierungsplan entwerfen. Dies werde "nicht ohne harte Einschnitte abgehen, denn wir wissen nicht, wie sich die gesamte Wirtschaft und der Luftverkehr künftig entwickeln", sagte Thiele. Die Nachfrage nach Flugreisen werde sicherlich wieder zunehmen, "zunächst aber auf ein geringeres Niveau als vor Corona".
Thiele fordert vom Lufthansa-Management harte Sparmaßnahmen: "Aufgrund der umfangreichen Kredite die verzinst und getilgt werden müssen, reichen Personal- und Sachkostenreduzierung nicht aus. Es müssen auch Beteiligungen von Tochtergesellschaften auf den Prüfstand", forderte er. Es müsse alles angeschaut werden, "was nicht für den absoluten Kernbetrieb für die nächsten Jahre erforderlich ist, wie zum Beispiel das Catering-Geschäft in Europa oder Teile der Lufthansa-Technik".
Seine Motivation, mit 15,5 Prozent bei Lufthansa einzusteigen, war laut Thiele kein Geschäftssinn, sondern Patriotismus und jahrzehntelange Verbundenheit mit der Marke: "Ich fliege seit 50 Jahren mit Lufthansa und habe fast immer auf allen Flügen die besten Erfahrungen gemacht. Erstklassige Maschinen, exzellenter Service, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft."
Besonders wichtig sei für ihn auf Nachtflügen ein gesunder Schlaf. "Die Lufthansa hat von allen Airlines einfach die besten Schlafsitze", sagte er der "BamS".
Die Aktionäre des schwer von der Corona-Krise getroffenen Luftfahrtkonzerns hatten am Donnerstag grünes Licht für das neun Milliarden Euro schwere Rettungspaket des Bundes gegeben. Thieles Zustimmung galt lange Zeit als ungewiss, er kündigte erst nach langem Zögern sein Ja zu dem Hilfsprogramm an. Er stieß sich vor allem an der vorgesehenen Beteiligung der Bundesregierung und wollte den Rettungsplan für die angeschlagene Fluggesellschaft nachverhandeln.
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