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Seltener Fund eines Greifvogels

LWL-Museum für Naturkunde präpariert Gleitaar


Münster - Die wissenschaftliche Sammlung im LWL-Museum für Naturkunde in Münster bekommt Zuwachs. Ein Exemplar des in Mitteleuropa äußerst seltenen Gleitaars wurde von Museumsmitarbeitern präpariert und ist nun das jüngste Mitglied des Magazins.

Entdeckt hatte den verstorbenen Greifvogel ein Landwirt auf seinem Acker in Niedermörmter (Kreis Kleve). Wahrscheinlich verunglückte der Vogel an einem Strommast. Das LWL-Museum für Naturkunde erhielt den seltenen Vogel für seine wissenschaftliche Sammlung.

"Ich war begeistert als ich gehört habe, dass wir einen Gleitaar bekommen", erklärt Aminul Islam, Leiter der zoologischen Präparationswerkstatt im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Islam präparierte das Tier für die Sammlung. "Ich kenne viele Kollegen in Deutschland, die schon lange im Beruf sind. Aber weil der Gleitaar so selten ist, haben sie noch keinen zur Präparation bekommen. Das ist für uns eine einmalige Chance, für mich als Präparator ganz besonders", so der Fachmann.

Auch wenn der Gleitaar nur so groß ist wie eine Taube, sorgte sein Auftauchen für Aufsehen unter Vogelkennern. Museumsleiter Dr. Jan Ole Kriegs: "Eigentlich ist das Tier in Nordwestafrika und Spanien zu Hause, wird aber zunehmend auch nördlich gesichtet. In Mitteleuropa gilt er als seltene Ausnahmeerscheinung."

Deswegen übergab der Verein Naturschutzzentrum Kreis Kleve e.V., an den sich der Landwirt gewendet hatte, den Vogel weiter an das LWL-Museum für Naturkunde. Als der Vogel im Museum ankam, wurde das Ausmaß der Verletzungen durch den Zusammenstoß und wohl auch der anschließenden Liegezeit sichtbar. Viele einzelne Löcher, fehlende Federn und Verletzungen an Schulter und Bauchâ€" alles in allem kein Wunschzustand für einen Präparator. Doch der Vogel ist ein wissenschaftlich wertvoller Beleg, der unabhängig von seinem Schauwert in jedem Falle in eine Museumssammlung gehört.

Besonders markant für einen Gleitaar sind sein weißes und hellgraues Federkleid, welches bei Feldbeobachtungen schnell ins Auge fällt. Seine schwarzen Schulterflecken heben sich besonders davon ab, auch seine gelben Füße und seine roten Augen sind auffällig.

Die Merkmale sollen auch beim Präparationsobjekt genauso naturgetreu aussehen. Aminul Islam beginnt jede Präparation mit der Vermessung des Tiers, so auch beim Exemplar des Gleitaars. Alle Maße müssen für wissenschaftliche Zwecke aufgezeichnet werden. Dann wird die Haut abgezogen, gewaschen und getrocknet, jegliches organisches Material wird entfernt. Den Körper des Vogels schnitzt der Präparator aus Hartschaum, er soll dem Original möglichst ähnlich sein, damit die Haut später darüber passt. Sitzt die neue alte Haut, muss das Präparat eine Woche lang trocknen.

Den Schnabel und die Augenlider modelliert Aminul Islam nach, da sie sich beim Trocknen verzogen haben. "Wir nehmen auch Gewebeproben von dem Tier für unser DNA-Gewebearchiv", erklärt der Präparator. Welche Materialien und Techniken verwendet werden, hängt von jedem Präparat und von jedem Präparator selbst ab, denn die eine richtige Methode gebe es nicht. "Am Ende ist aus dem Vogel ein lebensechtes Meisterwerk geworden. So gute Präparatoren wie Aminul Islam und sein Team am Hause zu haben, ist ein Museum von unschätzbarem Wert", so Kriegs

So schnell wird der Gleitaar jedoch nicht in einer Ausstellung zu sehen sein. Er geht jetzt zunächst in die rund 26.000 Objekte umfassende Vogelsammlung des Museums.