Es ist ein Wunder, dass Maryanne überhaupt gefunden wurde. Der junge Koala hätte die verheerenden Buschbrände in Australien sonst nicht überlebt. Nach langer Pflege konnte Maryanne wieder in die Wildnis entlassen werden. Ein großer Erfolg und Beispiel für die vielen Rettungsaktionen verletzter und bedrohter Wildtiere aus den Buschfeuern.
Zögerlich reckt die kleine Koalabärin den Kopf aus ihrem geöffneten Käfig, um nach kurzem Schnuppern in Windeseile einen Eukalyptusbaum hinaufzuklettern. Noch einmal blickt Maryanne nach unten in die glücklichen Gesichter derer, die ihr bei der Genesung geholfen haben. „Oft werde ich gefragt, ob ich im Moment so einer Freilassung auch ein wenig traurig bin“, sagt Koala-Experte Peter Luker, der sich mit einer Kollegin sechs Monate lang um Maryanne gekümmert hat. „Aber das bin ich nicht. Dieser Moment ist Belohnung für all unsere Mühe!“
Rettung aus den Bränden
Die
Buschbrände, die zwischen Juni 2019 und März 2020 in Australien wüten,
töten Zehntausende Koalas. Monatelang retten Fachleute wie Freiwillige
in den verschiedenen Teilen des riesigen Kontinents Wildtiere aus den
Flammen, versorgen ihre Wunden und päppeln sie wieder auf.
Maryanne ist erst zwölf Monate alt und allein, als sie Mitte Dezember 2019 westlich von Brisbane gefunden wird. Normalerweise bleiben Koalas bei ihren Müttern, bis sie zwei Jahre alt sind. Noch zwölf Tage nach den Buschbränden in Queensland hält die Suche nach verletzten Tieren an – zum Glück für Maryanne. Ihr Rascheln im Gebüsch lässt die Rettungskräfte auf sie aufmerksam werden. Die Koalabärin ist untergewichtig, dehydriert und hat stark verbrannte Pfoten. Es ist Rettung im letzten Moment. Viel länger hätte Maryanne nicht durchgehalten.
Koala im Krankenhaus
Im RSPCA-Wildtier-Krankenhaus südlich von Brisbane wird Maryanne versorgt und werden ihre starken Schmerzen gelindert. Sie ist nicht die einzige Patientin. Ob Koalas, Kängurus, Possums oder Papageien: Etwa 80 neue Wildtiere pro Tag benötigen zu dieser Zeit die Hilfe der auf die verschiedenen Arten spezialisierten Tierärzt:innen. Nur dank einer Notfallspende des WWF ist der Zustrom überhaupt zu bewältigen.
Liebevolle Pflege für jedes einzelne Tier
Mit der Behandlung in der Tierklinik ist es nicht
getan. Maryanne braucht einen ruhigen und geborgenen Ort, an dem ihre
Wunden heilen können. Auch die psychischen. Diesen Ort findet sie bei
Koala-Pfleger Peter Luker. „Nach einiger Zeit wurde Maryanne immer
zutraulicher und ließ sich freiwillig jeden Tag die Pfoten eincremen“,
erzählt ihr Pfleger. Wie er setzen sich in diesen Monaten auch in den
anderen Teilen Australiens viele Helfer:innen liebevoll für verletzte
Koalas und andere Wildtiere ein, kümmern sich intensiv um jeden
einzelnen Fall.
Endlich zu Hause
Maryannes Genesung dauert ein halbes Jahr. In dieser Zeit kann die kleine Koala-Dame ihr Gewicht mehr als verdoppeln und wiegt nun dreieinhalb Kilogramm. Genug, um in die Freiheit entlassen zu werden. Anfang Juni 2020 wird Maryanne in der Nähe ihres Fundortes wieder ausgewildert. „Maryanne macht deutlich, was unsere Hilfe bewirken kann“, sagt Darren Grover vom WWF Australien. „Sie hat ihr Trauma bewältigt und sich zu einer echten australischen Kämpferin entwickelt.“
Danke!
Erfolge
wie die Freilassung von Maryanne zeichnen das Bild einer einzigartigen
Hilfsaktion für Australiens Wildtiere. Ohne großzügige Notfallspenden
wäre das nicht möglich gewesen. Danke! So konnte der WWF schnell
wichtige Mittel zur Verfügung zu stellen und nicht nur Einsatzkräfte und
Tierkliniken in Maryannes Heimat Queensland unterstützen, sondern auch
in Südaustralien, Westaustralien, Victoria und Tasmanien.
Nun ist
es an der Zeit, den Koalas und anderen Wildtieren wieder eine Heimat zu
geben. Bestehende Busch- und Waldgebiete müssen erhalten bleiben, neue
Bäume gepflanzt und die Erderhitzung begrenzt werden, um ähnliche
Katastrophen in Zukunft zu verhindern.
Die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN bewertet den Koala folgerichtig seit 2016 als eine gefährdete Tierart – wenn der Mensch den Koala nicht beschützt, droht Australien, sein neben dem Känguru bekanntestes Symboltier zu verlieren.
Titelbild: Koala-Weibchen Maryanne auf einem Baum in Freiheit © WWF Australien
WWF