Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert eine
fehlende klare Linie für den Klimaschutz bei der europäischen
Wasserstoffstrategie. Zwar gibt es einen grundsätzlichen Fokus auf
grünen Wasserstoff, die Strategie, die heute veröffentlicht wird,
beinhaltet jedoch keine eindeutige Absage an klimaschädliche fossile
Wasserstoffquellen. Für eine Übergangszeit soll auch sogenannter „blauer
Wasserstoff“ genutzt werden, der aus Erdgas per Abscheidung und
Speicherung von CO2 (CCS) gewonnen wird sowie Wasserstoff, der aus
fossilem Strom stammt. Die europäische Wasserstoffstrategie hat als
politische Absichtserklärung Einfluss auf die Umsetzung der kürzlich
vorgestellten nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung.
Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die
europäische Wasserstoffstrategie zeigt deutlich die Handschrift der
Erdgaslobby, die auch bei der deutschen Strategie schon mitgemischt hat.
Die EU vergibt eine große Chance, gemeinsam mit den benachbarten
Regionen neue, am Klimaschutz orientierte Energiepartnerschaften
aufzubauen. Stattdessen werden überholte Geschäftsmodelle der fossilen
Gasbranche erhalten. Ein ehrlicher Blick auf die Gaswirtschaft ist
notwendig: Klimafreundlich und zukunftsfähig ist nur grüner Wasserstoff.
Dieser wird begrenzt verfügbar sein und muss daher bestimmten
Einsatzbereichen vorbehalten sein.“
Besonders kritisch ist aus Sicht der DUH, dass eine Umsetzungs-
und Investitionsagenda von der „Clean Hydrogen Alliance“ entwickelt
werden soll. Die „Clean Hydrogen Alliance“ ist ein Branchennetzwerk, das
einseitig die Interessen der Erdgas-Industrie vertritt. Zu schwach sind
außerdem die Ausführungen zu Herkunfts- und Nachhaltigkeitsnachweisen
für den Wasserstoff.
Dazu Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz: „Statt
sich von der fossilen Gaswirtschaft die nächsten politischen Schritte
diktieren zu lassen, sollte sich die EU-Kommission von verschiedenen
gesellschaftlichen Akteuren beraten lassen. Nur so haben wir die Chance
auf einen echten Systemwechsel, wie ihn die Klimaschutzziele notwendig
machen. Wasserstoff für die EU muss vorrangig in der EU erzeugt werden.
Darüber hinaus muss der europäische und internationale Wasserstoffhandel
strengen wissenschaftlich fundierten Nachhaltigkeitskriterien sowie
einer unabhängigen Kontrolle unterliegen. Importe dürfen dementsprechend
erst dann stattfinden, wenn im Stromsektor der Herkunftsländer zu 100
Prozent erneuerbare Energien eingesetzt werden oder eine entsprechende
Strategie weit fortgeschritten ist. Andernfalls verlagern wir unsere
Emissionen und weitere Umweltbelastungen nur in andere Teile der Welt.“
Hintergrund:
Die europäische Wasserstoffstrategie sieht laut Entwurf vom 19.
Juni einen EU-weiten Ausbau von mindestens 4 Gigawatt
Elektrolyse-Kapazität bis 2024 und 40 Gigawatt bis 2030 vor. Zum
Vergleich: Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung sieht
einen deutschen Ausbau von 5 Gigawatt bis 2030 vor, die DUH fordert 5
Gigawatt bis 2025.
Die erste Phase bis 2024 soll einem Entwurf vom 19. Juni zufolge
den Einsatz des Wasserstoffs auf Industrie (Stahl, Chemie, Raffinerien)
und Schwerlast-Transport sowie auf Busse, LKW und Züge fokussieren. Für
die zweite Phase des Ausbaus bis 2030 seien auch sogenannte Hydrogen
Valleys vorgesehen, regionale Cluster, in denen der Wasserstoff auch in
der Gebäudewärme zum Einsatz kommt. Zudem soll Wasserstoff als
Energiespeicher und Flexibilisierungsoption im Stromnetz zum Einsatz
kommen und eine neue Tankinfrastruktur für Wasserstoff entstehen. Wie
schon auf deutscher Ebene fordert die DUH auch für die europäische
Wasserstoffstrategie, dass der Einsatz in der Gebäudewärme sowie im
Pkw-Verkehr ausgeschlossen wird.
Europäischer Wasserstoffstrategie fehlt klare Linie
Deutsche Umwelthilfe vermisst eindeutige Absage an fossile Quellen in der europäischen Wasserstoffstrategie