Münster - Anlässlich
des 100. Geburtstags des Philosophen Hans Blumenberg kooperieren die
Westfälische Wilhelms-Universität (WWU), der Westfälische Kunstverein
und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), indem die drei
Institutionen mit der Ausstellung "Hans Blumenberg. Denken in Metaphern"
(11.7. bis 4.10.) ein Netz spannen, das von Blumenbergs Schriften und
seiner Rezeption in der Kunst ausgeht. Nachgedacht wird über Bilder, die
sich der Mensch für sein Dasein in der Welt schafft. Im Hinblick auf
aktuelle gesellschaftliche Bruchstellen fragt die Ausstellung danach,
welche Funktion Bilder einnehmen und was sie leisten.
Bilder, Mythen und Metaphern dienen den Menschen als Maßstab und als
Orientierung angesichts der Herausforderungen der Gegenwart. Diese
Erkenntnis wurde zum Leitmotiv des Philosophen Blumenberg (1920-1996),
der von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1985 an der WWU als Professor
für Philosophie lehrte. Durch seine radikale Erweiterung der
Ideengeschichte, die ihm Bezüge zur Dichtung, Imagination und Fiktion
erlaubte, trafen seine Schriften auf eine breite Leserschaft, gerade
auch aus den Bereichen der Bildenden Kunst, Kunstgeschichte und
Literaturwissenschaft. Das 1979 veröffentlichte Buch "Schiffbruch mit
Zuschauer" fand insbesondere bei Künstlern in den 1980er Jahren eine
rege und produktive Rezeption.
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur zeigt in der Sammlung für
Gegenwartskunst Materialien aus dem Skulptur Projekte Archiv zu Ludger
Gerdes’ "Schiff für Münster", das anlässlich der Skulptur Projekte
1987 entstand und noch heute nahe des Horstmarer Landwegs zu sehen ist.
Eine Leihgabe aus der Stiftung Kunstfonds ergänzt diese Materialien. Die
Metapher des Schiffes wird auch vom Videokünstler Marcel Odenbach (*
1953) aufgegriffen und im Kontext von Blumenbergs "Schiffbruch mit
Zuschauer" aktualisiert. Mit der Videoarbeit "Im Schiffbruch nicht
schwimmen können" (2011) im gemeinsam geführten Projektraum von Museum
und Westfälischem Kunstverein entfaltet sich im Bewegtbild eine
künstlerische Reflexion über den Schiffbruch als ästhetisches Motiv wie
als existentielle Erfahrung. Odenbach weist mit einer von Blumenberg
inspirierten Szene auf eine Entwicklung hin, die die Gesellschaft -
nicht nur an den Grenzen Europas - als die Zuschauerin eines
dramatischen Geschehens inzwischen eingeholt hat. Die Tragödie von
Flucht und Seenotrettung hält in der Gegenwart an und die aktuelle
weltpolitische Lage zeigt, dass sie den Betrachtern auch in Zukunft die
Konsequenz ihres Handelns vor Augen führen wird. Die große
Fensterfassade zum Vorplatz von Kunstverein und Museum lässt eine
Rezeption der Arbeit in unterschiedlichen Erscheinungsformen und zu
wechselnden Tageszeiten zu: Tagsüber ist das Video mit Ton von innen
wahrnehmbar, bei Einbruch der Dunkelheit wird es auch im öffentlichen
Raum sichtbar. Das Projekt wird gefördert durch den Kulturfonds der
WWU-Münster und die Sparkasse Münsterland Ost.
Kooperationspartner und Ausstellungsorte:
Westfälische Wilhelms-Universität
Philosophikum: Foyer, Bibliothek
Öffnungszeiten Montag - Freitag 8 - 20 Uhr, Eintritt frei
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Sammlung 2.OG: Raum 2.13
Öffnungszeiten Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr, Eintritt: 9 Euro / 4,50 Euro
Westfälischer Kunstverein
Projektraum
Öffnungszeiten Dienstag - Sonntag 11 - 19 Uhr, Eintritt frei
Skulpturen im Außenraum
Ludger Gerdes "Schiff für Münster"
permanente Installation, Skulptur Projekte 1987
neben dem Kinderbach, zwischen Horstmarer Landweg und Mendelstraße, Münster
Harald Klingelhöller "Die Wiese lacht oder Das Gesicht in der Wand"
permanente Installation, Skulptur Projekte 1987
Westfälische Wilhelms-Universität, Innenhof des Juridicums,
Rechtswissenschaftliche Fakul-tät, Universitätsstraße 14 - 16, 48143
Münster
Titelbild: LWL