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Merkel weicht bei K-Frage aus

In der Frage ihrer Nachfolge lege sie sich "eine besondere Zurückhaltung" auf, sagte Merkel am Dienstag bei einem Besuch des bayerischen Kabinetts auf Schloss Herrenchiemsee.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist der Frage nach der Eignung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als Kanzlerkandidat ausgewichen.

Merkel wies Vermutungen zurück, mit ihrem Besuch habe sie ihre Präferenz in der sogenannten K-Frage erkennen lassen. Sie lasse sich "selbstverständlich" auch von anderen Kabinetten deutscher Bundesländer einladen. Laut Söder war es das erste Mal, dass ein Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin an einer bayerischen Kabinettssitzung teilnahm.

Merkel sagte über Söder lediglich: "Ich kann nur sagen: Bayern hat einen guten Ministerpräsidenten, und der hat mich heute eingeladen." Aber wegen ihrer Zurückhaltung bei der Kandidatenfrage "werde ich dazu in keiner Weise und in keinem Umfeld etwas kommentieren".

Aktuelle Umfragen sehen Söder als Favorit der Bundesbürger bei der Frage, wer im kommenden Jahr als Kanzlerkandidat für die Union antreten soll. 

Söder betont bisher stets, sein Platz sei in Bayern. Da die CSU die kleinere der beiden Unionsparteien ist, gilt allerdings als ausgemacht, dass die CDU den CSU-Vorsitzenden um eine Kandidatur bitten müsste und er sich nicht selbst ins Spiel bringen kann - so hatte Merkel dem damaligen CSU-Chef Edmund Stoiber vor der Bundestagswahl 2002 die Kanzlerkandidatur angeboten, Stoiber hatte diese vorher stets abgelehnt.

Zu den Bewerbern um den CDU-Vorsitz zählt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Ihm wird auch ein Interesse an der Kanzlerkandidatur nachgesagt.

Söder wertete Merkels Besuch als "Zeichen des Wiederzusammenfindens über einige schwierige Jahre". Der Besuch sei "ein gewisses Symbol", weil die Schwesterparteien CDU und CSU in den vergangenen Jahren einige Schwierigkeiten miteinander gehabt hätten. "Das ist das Entscheidende - nicht die anderen Fragen", sagte Söder.

Inhaltlich diskutierte Merkel mit der bayerischen Landesregierung über die deutsche EU-Ratspräsidentschaft und das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. In der Europapolitik betonte Söder die Unterstützung der Bundesregierung. Es gebe hier "nahezu ganz große Übereinstimmung". Der Ministerpräsident bezeichnete die Einladung derweil auch als "herzliches Dankeschön" für Merkels Handeln in der Corona-Krise.

Derweil sieht der CSU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer Söder nach dem gemeinsamen Auftritt mit Merkel als deutlich gestärkt. "Angela Merkel heizt die Kandidaten-Frage damit bewusst an", sagte Ramsauer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgabe). "Egal wie sie beantwortet wird: Es stärkt Söder, gegen ihn läuft in der deutschen Politik nichts mehr."

ran/cha

Ralf ISERMANN / © Agence France-Presse