Die Sonne schaute noch ganz verschlafen auf die Welt, als ich langsam meine Augen öffnete und ein Kaleidoskop aus bunten Farben meine Synapsen flutete. Ob die glibberiege Mahlzeit von gestern Abend schuld daran war, wusste ich nicht, aber die kleinen Stückchen inmitten der gallertartigen Masse, waren vielleicht doch ein Indiz für „besser nicht“ statt „wird schon nicht so schlimm sein“.
Da ich nun aber am Umstand des meskalinartigen Trips meiner „guten Morgenerfahrung“ nichts ändern konnte, kultivierte ich das Absurde zur Realität und trappelte mit sanften Schritten den holprigen Weg gen Zuhause meiner Angebeteten: „Guten Morgen Darling“, war der Plan einer Konversationseröffnung, doch mehr als ein „krchichrs“ entfleuchte mir nicht. Verwunderlicher als das war nur der versöhnliche Blick meines Gegenübers, das mit einer ähnliche Äußerung auf mich zustürmte, um mich mit gefühlten 1000 Armen zu umfangen.
Und auch wenn sie mich mit ihren Liebesbekundungen beinahe erdrückte, so lässt sich nicht verleugnen, dass einige Stellen an mir auf Ihre Nähe nicht verzichten wollten. Es war herrlich, wie unbekümmerte Kinder suhlten wir uns in verliebten Gedanken und ihren kontingenten Möglichkeiten. Erst drinnen und dann an der frischen Luft. Nur wer schon einmal intime Vergnügen auf sattem Blattgrün mit frischem Morgentau erlebt hat, weiß, wovon ich spreche oder besser, was ich erinnere, aber nicht adäquat wieder geben kann.
Wenn jeder Tag so verliefe, würde ich gerne das Erwachen in absurden Farborgien jeglicher Perzeptionsart billigend in Kauf nehmen. Aber was sag ich: Es war ja das gefühlte erste Mal, dass ich erwachte und somit auch das erste Mal in dieser Weise. Wenn man mich jetzt fragt, woher ich dann den sicheren Weg zu meiner Angebeteten fand, den ich offensichtlich schon kannte, weiß ich nicht, aber diese Dunkelheit in meiner Erinnerung war es nicht wert ihr auf den Grund zu gehen, denn den Zauber des Momentes wollte ich mir nicht mit epistemologischer Logik zerstören.
Eigentlich schade, dass alles dann plötzlich so schnell vorbei war. Denn genauso schnell, wie mich der Gefühlsüberschwang übermannte, waren Nadesha und ich auch schon zu siebt und kurz darauf in der Gesamtzahl schon wieder auf sechs reduziert. Denn meine Süße segnete beinahe in der Blüte Ihres Lebens das zeitliche, was ich erst bemerkte, als sie sich beim Liebesakt nicht mehr bewegte.
Das Leben kann so schön und so grausam sein, dachte ich beim sinnierenden Traum an gemeinsame Zeiten mit Nadesha im Laub und verträumten Blick in die karierten Wolken über mir, dessen Honiggeschmack begierig von meinen Augen verschlungen wurde.
Dann war auch ich im grellen Licht des Jenseits verschwunden. Zumindest als transzendente seele, denn meine körperlichen Überreste wurde von einem Picknickkorb zerquetscht. Aber davonmerkte ich ja nichts mehr.
Ich hoffe und wünsche mir, dass unsere Jungs eine genauso schöne Zeit haben werden wie mein süßer Käfer und ich. Ob in dem Astloch dieser Kastanie oder eines anderen Baumes, ist egal.
Hauptsache glücklich.