Hamm - (lwl) - Seit
50 Jahren bietet die LWL-Universitätsklinik in Hamm eine spezielle
Suchttherapie für Jugendliche und juge Erwachsene an. 1970 startete
das Angebot mit neun Betten und war eine der ersten spezialisierten
Suchtbehandlungen in einer psychiatrischen Klinik in Deutschland.
Heute ist die vernetzte und übergreifende Therapie von der
Suchtambulanz bis zu Nachsorge anerkannt.
Zum
Beispiel Tom (Name geändert): Er war 15 Jahre, als er zum ersten Mal
Marihuana ausprobierte. "Meine Freunde haben damit angefangen,
ich habe irgendwann einfach mitgemacht. Und dann gemerkt, dass mich
das entspannt und alle Probleme wegmacht." Er kiffte, nahm
schließlich Amphetamine, so viel davon, dass er es kaum noch in die
Schule schaffte. So konnte es nicht weitergehen, dachte Tom und
meldetet sich zur Therapie in der Universitätsklinik für Kinder-
und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)
an. Seine Patientengeschichte steht für viele andere, die ähnlich
beginnen.
Einen
Ausweg aus der Abhängigkeit junger Menschen bietet die Hammer
Fachklinik mit seiner spezialisierten Suchtbehandlung "Drug-Out",
die in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen feiert. "Es war 1970
noch keine Selbstverständlichkeit, spezialisierte Suchtbehandlung in
einem psychiatrischen Krankenhaus durchzuführen", erläutert
der Oberarzt Dr. Moritz Noack, der heute in der Abteilung für
Suchttherapie der Universitätsklinik Hamm tätig ist. "Die
ersten Angebote der neuen Suchthilfe organisierten sich zumeist
außerhalb der Kliniken, hier mussten erst Hemmschwellen und
Berührungsängste - sowohl auf Seiten der jugendlichen Patienten als
auch der Psychiatrie - überwunden werden." So wurden die ersten
neun Betten zur Behandlung von drogenkonsumierenden Jungen und
Mädchen in der Klinik eingerichtet. Dieses spezialisierte stationäre
Therapieangebot zählt zu den ersten Suchtbehandlungskonzepten für
diese Altersgruppe in Deutschland und war zum damaligen Zeitpunkt
eine Innovation, die - anders als heute - als Behandlungsform nicht
unumstritten war. "In den darauffolgenden Jahren konnte eine
ständige Entwicklung der therapeutischen und psychiatrischen
Behandlungskonzepte in der Abteilung für Suchttherapie durch
Erhöhung der Bettenzahlen, Schaffungen von speziellen Angeboten in
der Klinikschule und im internen Arbeitstraining erweitert und
ausdifferenziert werden und sich als festes regionales und
überregionales Behandlungskonzept etablieren", erklärt Aleksey
Alakbarov, Oberarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
-psychotherapie.
Von
der Suchtambulanz bis zur Nachsorge
Die
LWL-Uniklinik Hamm ist Vorreiter für ein mehrstufiges Konzept der
Suchtbehandlung, das sich in den 1970er-Jahren entwickelte und bis
heute auf eine vernetzte und übergreifende Therapie setzt. Im Rahmen
der stationären Behandlung durchlaufen die Patienten eine
aufeinander aufbauende Reihe von Maßnahmen. Die meisten starten in
der Suchtambulanz, in der die Therapieschritte festgelegt werden. Die
folgende stationäre Behandlung beginnt oft mit einer dreiwöchigen
Entzugsbehandlung. Parallel laufen im "qualifizierten Entzug"
die Fach- und Psy-chotherapien. Die Jugendlichen können anschließend
auf einer jugendpsychiatrischen Station oder in einer
suchtmedizinischen Rehabilitationsabteilung in der Klinik
weiterbehandelt werden. Nach der mehrmonatigen Therapiephase kann
sich ein Aufenthalt in einer therapeutischen Nachsorge-WG
anschließen, in der die Jugendlichen auch über die Therapie hinaus
in allen Lebensbereichen unterstützt werden. Hier besteht eine
langjährige Kooperation mit den suchtspezifischen Wohngruppen
"Auxilium" der Malteser. Weitere Informationen zum
Therapiekonzept "Drug-Out" gibt es im Internet:
http://www.lwl-drug-out.de
Behandlung
von medienbezogenen Störungen
Der
Umgang mit Handy, Internet und digitalen Medien gehört heutzutage
zum Alltag fast aller Menschen. Doch was, wenn das Computerspielen
oder die Handy-Nutzung im Kindes- und Jugendalter dauerhaft wichtiger
als der Kontakt zur Familie, zu Freunden oder dem Schulbesuch werden?
Als Erweiterung des bestehenden suchttherapeutischen Angebots bietet
die LWL-Klinik auch die Behandlung von medienbezogenen Störungen an.
"Wenn die Kontrolle über die Mediennutzung verloren geht, das
Spielen oder Chatten andere Interessen und Aktivitäten im Alltag
verdrängt, eine überhöhte Bedeutung bekommt und trotz negativer
Konsequenzen immer weiter fortgeführt wird, ist oft Beratung für
Familien oder eine Behandlung notwendig", sagt Noack. Die
Patientinnen erhalten Motivation im Alltag, erlernen für sich und
zusammen mit ihren Familien Sicherheit im kompetenten Umgang mit den
Medien und können die Vielfalt des Lebens außerhalb von PC und
Handy hier wieder neu für sich entdecken.
LWL Hamm
50 Jahre gegen die Sucht
Seit 50 Jahren bietet die LWL-Uniklinik Hamm ein mehrstufiges Konzept der Suchtbehandlung, das speziell auf Jugendliche und junge Erwachsene ausgerichtet ist. Es beginnt mit dem Aufstellen eines Therapieplans und endet über Entzug/ Reha mit der Eingliederung in eine suchtspezifische Wohngruppe.