Generalstaatsanwältin Letitia James erklärte am Donnerstag, NRA-Chef Wayne LaPierre und drei weitere Führungsvertreter hätten in großem Umfang Gelder der Organisation veruntreut. Allein in drei Jahren habe die NRA so mehr als 64 Millionen Dollar verloren.
Der seit knapp drei Jahrzehnten an der Spitze der NRA stehende LaPierre und die anderen Beschuldigten hätten die Organisation als "persönliches Sparschwein" betrachtet und richtiggehend "geplündert", sagte James. Sie hätten für die NRA bestimmtes Geld unter anderem für Reisen für sich und ihre Familien auf die Bahamas, Flüge mit Privatjets und teures Essen ausgegeben.
LaPierre habe sich von NRA-Zulieferern teure Reisen schenken lassen, lukrative Beraterverträge an Ex-Mitarbeiter vergeben und sich ohne Zustimmung des Aufsichtsgremiums der Organisation ein Rentenpaket im Umfang von 17 Millionen Dollar gesichert. Die Vorwürfe richten sich auch gegen den früheren NRA-Schatzmeister Wilson Phillips, LaPierres früheren Stabschef Joshua Powell und den NRA-Chefjuristen John Frazer.
"Der Einfluss der NRA ist so mächtig, dass sich die Organisation über Jahrzehnte jeder Kontrolle entzog, während Führungsvertreter Millionen in ihre eigenen Taschen umgeleitet haben", erklärte Generalstaatsanwältin James. Die NRA sei "behaftet von Betrug und Missbrauch" und müsse deswegen zerschlagen werden. "Wir ersuchen eine Auflösung der NRA, weil keine Organisation über dem Gesetz steht."
Die Organisation wies die Vorwürfe umgehend zurück und sprach von einem politischen Manöver vor der Präsidentschaftswahl am 3. November. Es handle sich um einen "Angriff auf die führende Stimme der Opposition gegen die Links-Agenda". New Yorks Generalstaatsanwältin James ist Demokratin, die NRA ist äußerst konservativ und steht traditionell den Republikanern von Präsident Donald Trump nahe. Trump bezeichnete die Klage gegen die NRA am Donnerstag als "furchtbare Sache".
Die National Rifle Association ist eine der einflussreichsten Lobbyorganisationen der USA und hat nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Mitglieder. Sie stemmt sich seit Jahrzehnten mit teilweise höchst umstrittenen Methoden gegen eine Verschärfung des US-Waffenrechts.
Der Einfluss der NRA ist enorm: Die Organisation kann erheblichen Druck auf Politiker ausüben und ist ein wichtiger Parteispender. Dass das Waffenrecht in den USA bis heute trotz zahlreicher verheerender Schusswaffenmassaker so locker ist, liegt nicht zuletzt an der NRA. Versuche, das Waffenrecht zu verschärfen, sind in der Vergangenheit immer wieder gescheitert.
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