Nach der Festnahme des Hongkonger Medienunternehmers Jimmy Lai haben tausende Hongkonger als Zeichen der Solidarität dessen Zeitung "Apple Daily" gekauft. Wegen der großen Nachfrage habe sie 550.000 statt der üblichen 70.000 Exemplare gedruckt, teilte das Blatt am Dienstag mit.
Lai und die Aktivistin Agnes Chow - beide führende Vertreter der Demokratie-Bewegung in Hongkong - waren am Montag festgenommen worden. Ihnen werden nach Angaben aus der Polizei unter anderem geheime Absprachen mit "ausländischen Mächten" vorgeworfen. Insgesamt wurden am Montag zehn Menschen auf Grundlage des hochumstrittenen neuen Sicherheitsgesetzes zu Hongkong festgenommen.
Dutzende Menschen standen am Dienstag in der ganzen Stadt Schlange, um die "Apple Daily" zu kaufen. "Hongkong ist ein Ort mit Pressefreiheit, aber die Polizei unterdrückt diese Pressefreiheit jetzt. Ich bin sehr wütend", sagte eine Frau namens Chan, die 16 Zeitungen kaufte. Ein Restaurantbesitzer erstand 50 Ausgaben an einem Zeitungsstand im Geschäftsviertel Mong Kok, um sie zu verschenken. "Da die Regierung 'Apple Daily' nicht überleben lassen will, müssen wir Hongkonger sie selbst retten", sagte er AFP.
Die "Apple Daily" ist in Hongkong sehr beliebt und vertritt eine pro-demokratische und Peking-kritische Linie. Auf der Titelseite am Dienstag war Lai in Handschellen zu sehen. Darunter stand in grellroten Buchstaben "'Apple' wird weiter kämpfen".
Seit dem Inkrafttreten des sogenannten Sicherheitsgesetzes fürchten sich viele Hongkonger davor, ähnlich wie im vergangenen Jahr auf der Straße für mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungszone zu demonstrieren. Reihenweise wurden bereits Demokratieaktivisten festgenommen. Stattdessen suchen die Hongkonger nun nach anderen Wegen, um ihren Protest auszudrücken. Nach Lais Festnahme wurden massenhaft Aktien seiner Mediengruppe gekauft, der Aktienwert des Unternehmens stieg um fast 1000 Prozent.
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