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Namibia lehnt Entschädigung ab

Namibias Präsident Hage Geingob hatte das aktuelle Angebot am Dienstagabend zurückgewiesen. Er habe seinen Sondervermittler Zed Ngavirue damit beauftragt, ein "überarbeitetes Angebot" der deutschen Regierung zu erwirken, erklärte er.

Trotz einer brüsken Zurückweisung des derzeitigen deutschen Angebots durch Namibia hofft die Bundesregierung auf einen baldigen Abschluss der Verhandlungen über Entschädigungen für Kolonialverbrechen in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. "Wir hoffen, dass es so bald wie möglich zu einem Abschluss der Gespräche kommen wird", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Zuvor hatte Namibias Präsident Hage Geingob ein Entschädigungsangebot der Bundesregierung als "nicht akzeptabel" bezeichnet.

"Es geht darum, eine gemeinsame Basis für den Umgang mit dieser schmerzlichen Vergangenheit zu bekommen", sagte Seibert weiter. Dabei sollten das Gedenken an die deutschen Gräueltaten und an das Leid der Menschen in der ehemaligen Kolonie im Vordergrund stehen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, die Verhandlungen liefen weiter. Aufgrund einer Vertraulichkeitsvereinbarung zwischen den Regierungen wollte er aber keinen Kommentar zum Verhandlungsstand geben.

Namibias Präsident Hage Geingob hatte das aktuelle Angebot am Dienstagabend zurückgewiesen. Er habe seinen Sondervermittler Zed Ngavirue damit beauftragt, ein "überarbeitetes Angebot" der deutschen Regierung zu erwirken, erklärte er. Zum genauen Inhalt des aktuellen deutschen Angebots äußerte sich die Regierung in Windhoek nicht.

Berlin und Windhoek verhandeln seit 2015 über eine Vereinbarung, die neben einer offiziellen Entschuldigung Deutschlands für die Kolonialverbrechen auch Zusagen für Entwicklungshilfen enthalten soll. Vor der Veröffentlichung von Geingobs Erklärung war der namibische Präsident von seinem Sondervermittler über den Stand der Verhandlungen informiert worden.

Strittig ist bei den Verhandlungen unter anderem die Bezeichnung der Entschädigungen als "Reparationen". Geingob erklärte am Dienstag, die Bundesregierung lehne die Verwendung des Begriffs weiterhin mit der Begründung ab, dass dieser auch bei den Verhandlungen Berlins mit der israelischen Regierung über Wiedergutmachungen für Holocaust-Opfer vermieden worden sei.

Einen von der Bundesregierung vorgeschlagenen Alternativbegriff lehnte wiederum Geingob ab. Die Terminologie werde daher weiter Gegenstand der Verhandlungen bleiben, erklärte Namibias Staatschef.

Zwischen 1904 und 1908 waren unter der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia zehntausende Angehörige der Volksgruppen Herero und Nama durch deutsche Truppen getötet worden. Historiker bewerten die Massaker als ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Deutschland hat eingeräumt, dass es während der Kolonialherrschaft Gräueltaten gegeben hat. Eine offizielle Entschuldigung oder eine Entschädigung dafür gibt es bisher aber nicht.

fml/jes

© Agence France-Presse