Münster - Viele Jahre lang bewegten sich die
Übernachtungszahlen in Münster auf einem hohen Niveau. Nun hat die
Pandemie im ersten Halbjahr 2020 für einen massiven Einbruch gesorgt:
Laut IT NRW haben von Januar bis Juni diesen Jahres 150 677 Gäste in den
Hotels eingecheckt und 311 996 Übernachtungen generiert. Damit sind im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Ankünfte (minus 53,1 Prozent) und
die Übernachtungen (minus 51,9 Prozent) um etwas mehr als die Hälfte
zurückgegangen.
Diese Entwicklung im ersten Halbjahr
2020 zeigt sich in ganz NRW. Hier gab es insgesamt 53,5 Prozent weniger
Ankünfte und 46,7 Prozent weniger Übernachtungen. In vergleichbaren
NRW-Universitätsstädten wie Aachen und Bonn spiegelt sich ein ähnliches
Bild: Aachen hat bei den Ankünften ein Minus von 56,7 Prozent, bei den
Übernachtungen ein Minus von 50,8 Prozent. Bonn hat bei den Ankünften
ein Minus von 57,6 Prozent bei den Übernachtungen sowie ein Minus von
54,4 Prozent bei den Ankünften im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Wichtigster
Grund für den Rückgang in Münster ist das Ausbleiben des
Geschäftstourismus wegen der Corona-Pandemie. Zwar durfte auch während
des Lockdowns aus rein geschäftlichen Gründen gereist werden, was aber
nur ganz vereinzelt erfolgte. "Laut der Studie des Münchner DWIF
Instituts, die wir 2018 beauftragt haben, werden in Münster 65 Prozent
der Übernachtungen durch klassische Geschäftsreisen, Kongresse,
Tagungen, Fortbildungen generiert. Die sind nun fast gänzlich zum
Erliegen gekommen", erläutert die Leiterin von Münster Marketing,
Bernadette Spinnen. Zum Beispiel wurden große Kongresse wie der
"Batterietag NRW / Kraftwerk Batterie 2020" des MEET, die
Finanzministerkonferenz, die in diesem Jahr vom Land NRW ausgerichtet
werden sollte, das "Symposium für interventionelle Gastroenterologie und
Ernährung - SIGE 2020" und das "Symposium Oeconomicum" der WWU abgesagt
oder verschoben. Andere Veranstaltungen haben digital stattgefunden.
"Das
Ausbleiben der Geschäftstouristen hat Auswirkungen auf die meisten
Akteure vor Ort und trifft den Standort hart: Es werden weniger
Locations, Caterer oder Messebauer gebucht, weniger Geschäfte und
Restaurants besucht, weniger Gruppenbesuche in Museen oder für
Stadtführungen angefragt und es wird weniger Taxi gefahren", so
Bernadette Spinnen. "Nach Gesprächen mit Kongressveranstaltern und
Hoteliers gehen wir davon aus, dass sich der Geschäftsreisetourismus
ganz langsam erholen kann, sobald die Pandemie abklingt. Allerdings wird
es künftig mehr digitale und hybride Formate geben".
Auch
wenn die fehlenden Business-Übernachtungen in Münster nicht komplett
durch touristische Übernachtungen kompensiert werden können, haben
während der Sommerferien vermehrt Gäste eine Reise nach Münster
unternommen. Gefragt waren vor allem Hotels im Grünen und
Ferienwohnungen.
Um Münster auch langfristig auf der
touristischen Landkarte zu positionieren und vom Trend zum Urlaub im
eigenen Land zu profitieren hat Münster Marketing im engen
Schulterschluss mit dem Münsterland e.V. und der Initiative Starke
Innenstadt die Kampagne "Dein MünsterLand Moment" gestartet. Mit einer
Webseite und einem Magazin zeigt sie Einheimischen, Gästen und
Touristen, was die Region und die Stadt an Highlights, Naturschönheiten
und verborgenen Schätzen zu bieten haben und wie man diese am besten
miteinander kombiniert. "Wir möchten mit dieser gemeinsamen Initiative
gezielt die Akteure vor Ort unterstützen und den Freizeittourismus
ankurbeln", erklärt Bernadette Spinnen, weiß aber auch, wie fragil die
Lage nach wie vor ist: "Viele Hotelangestellte sind noch in Kurzarbeit
und der massive Umsatzverlust aufgrund des Lockdowns mit all seinen
Folgen kann in den Betrieben natürlich bis zum Jahresende nicht
aufgeholt werden".