Es gibt Momente, da ist man ohnmächtig vor dem Schicksal, da
steht man beinahe wie Sterntaler vor der Nacht, breitet sein Kleidchen aus und
wartet auf das, was noch kommt, nur dass in diesem Falle nicht Goldtaler der Erwartung
entsprechen. Wenn der Schlüssel verloren ist, ist das Portemonnaie gefühlt
schon auf dem gleichen Weg in die Niederungen der 2. Socke nach dem Waschgang,
ins Nirgendwo.
Und man kann nichts dagegen tun. Oder doch?
Betrachtet man sich das Bild der Sterntaler/in (es war ein Mädchen) einmal genauer, passt das Bild perfekt. Es symbolisiert: Hier, ich bin offen und frei, unwillig mich dem Schicksal zu widersetzen. Die Geste der gehobenen Hände hat etwas von Jesus am Kreuz: Ich trage das, was kommt, mit Demut. Und siehe da, plötzlich kommt noch eine Niederlage, aber es scheint eine andere zu sein als die davor, denn die wurde erwartet. Man war vorbereitet, nicht auf das Detail, sondern auf das Unmögliche. Man ging aus der passiven Haltung des, hier gibt es etwas, das von außen eines Einflusses bedarf über ihn. Was auch kommt, es wird mich nicht ergänzen, sondern es wird mich formen.
Ein großer Unterschied, denn das Ergänzen, also der Zusatz, den man durch Trost, Aufmerksamkeit oder auch materielle Kompensation wie Geld erwartet, ist wie der unbewegte Beweger von Aristoteles. Man nötigt das zweiten Teichen, sich zu bewegen. Man ist selbst regungslos und zwingt dadurch die Umgebung zur Interaktion. Etwas muss sich bewegen, mein Habitus soll genau das sein: eine Aufforderung an die Umwelt.
Schade nur, dass die Geste Schwäche ostentativ (mehr als offensichtlich) zur Schau stellt. Die Folge ist meist, dass diese Schwäche ausgenutzt wird. Aus wenig, wird noch weniger. Und noch weniger hat eine noch hilflosere „Bitte“ zur Unterstützung in der Haltung. Man wird zum Haufen, der die Scheiße magisch anzieht.
Ganz anders bei der Erwartungshaltung. Hier wandelt sich der Zwang zur Bewegung der Anderen in eine Option. Die eigene Haltung wird zur Challenge des anderen. Man stellt dar, dass man, wie ein verwundeter Hund, bereit ist zur letzten Schlacht. Man weint die blutigen Tränen der Kriemhild kurz vor der Rache an Hagen und der Burgunden. Der nächste Gegner wird mich töten oder in Schimpf und Schande zukünftig mein Päckchen zu Ende tragen. Am liebsten wie ein Sisyphos.
Also kurz gesagt: Ja, wenn das „Pech“ einmal ein Opfer gefunden hat, sucht es sich oft nicht gleich ein neues. Es verweilt beim dankbaren Objekt der Hilflosigkeit, denn das ist für beide am bequemsten.
Das Einzige was jetzt noch hilft ist: Angriff – wenn die Fiechter schon nahen, dann kann man sich auch zum Herrn von Ihnen erklären.
Bild: Adolf Ulf Muenstermann