Es war eine gute Nachricht, als vor einigen Monaten die Münsteraner gegen eine Abschaffung des „geheiligten Sonntags“ gestimmt haben. Sie haben den Raubtierkapitalismus in die Schranken gewiesen und sich das Steak des Lebens nicht aus der Hand nehmen lassen.
Vielen, das haben die Zahlen auch gezeigt, ist dieser Tag „konsumfrei“ ein Dorn im Auge. Sie wollen die Dekadenz der gekauften Glückseligkeit nicht einsehen. Sie trauen sich nicht, sich selbst auszuhalten, auf das zu hören, was ihnen das verspielte kleine Wesen in ihnen sagen möchte. Vielleicht weil sie wissen, dass es keine guten Nachrichten wären, die sie zu hören bekämen, denn welches Kind würde schon lieber ein neues Fahrrad bekommen, statt von Papa beim Sport persönlich angefeuert zu werden. All der Konsum, diese kleinen Glücksgefühle täuschen doch nur über die wahre Glückseligkeit, die, die eben nicht da ist, hinweg. Aber die Sehnsucht nach ihr, fördert die Hoffnung danach, dass viel kleines Glück am Ende ähnlich befriedigt wie das „Große“.
Aber an Tagen wie heute, wo man in Münster nicht kaufen kann, vielleicht gegen zehn erwacht und nicht zur Arbeit hetzen muss, freut man sich da mehr auf Filme am neuen Rechner oder ein Lächeln, dass jeden Tag ein wenig anders, aber immer ganz individuell verkündet: Schön, dass du da bist?
Ja, man kann das als Pathetik abtun, die Sehnsucht Liebe als Frustkompensat für fehlende Partizipation am Wirtschaftsaufschwung betrachten und vielleicht ist auch etwas dran, wenn ich ganz tief in mich rein, oder auch nur auf meinen „Computer“ starre. Kaufen, dieses Gefühl und der Geruch von „mhhhhhhh neuuuuuuuu“, meins (grins), Du glaubst nicht, wie sehr ich dich herbei gewünscht habe. All das sind schöne Momente, die man auch nicht missen möchte, zumal beispielsweise eine Waschmaschine wirklich eine gute Idee des Kapitalismus war bzw. ist, um nur eine zu nennen.
Aber für wen wasche ich meine Kleidung, wenn ich nicht ein positives Feedback eines anderen erwarte? Und warum erwarte ich das? Weil der Mensch ein soziales Lebewesen ist. Er, der Mensch, Sie, ich und alle die just atmen und mit mir genetisch zu mindestens 98 Prozent identisch sind, wir wollen nur nicht allein sein.
Dafür strengen wir uns jeden Tag an. Dafür stehen wir auf, machen uns chic sowie Überstunden, und dafür, für dieses Glücksgefühl, egal ob gekauft oder als pures Geschenk des Zufalls, braucht man Zeit, denn ob groß oder klein, Glück braucht Zeit, um genossen werden zu können, auch wenn es sich im besten Falle so anfühlt, als sei es für die Ewigkeit gemacht.
Bild: Adolf Ulf Muenstermann