(LWL Universitätsklinik Hamm) Bereits
zum dritten Mal besuchte Ex-Häftling und Buchautor Maximilian Pollux
die Fachklinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) für
einen Workshop mit Jugendlichen, um über sein kriminelles Handeln
und den Alltag eines Dealers zu berichten. Im Austausch mit den
Patienten erarbeitet er die Motive für kriminelles Handeln. „Wie
sieht für euch der perfekte Erwachsene aus und was macht diese
Person zu einem Vorbild?“, fragt Pollux in die Runde. Die Übernahme
von Verantwortung und Ehrlichkeit, lautet die Rückmeldung der
Zuhörer, seien eng verknüpft mit dem Idealbild eines Erwachsenen.
Pollux hinterfragt, aus welchen Motiven die Jugendlichen teilweise
selbst straffällig wurden und wie sich diese Motive mit den
Idealvorstellungen eines perfekten Erwachsenen decken. Es ist sehr
still unter den jugendlichen Zuhörerinnen und Zuhörern, die aus dem
Bereich der Suchtstation aufmerksam zuhören und aktiv mitmachen.
Pollux Geschichten sind authentisch, wenn er von den Anfängen seiner eigenen kriminellen Karriere erzählt: Mit 14 Jahren begann seine Laufbahn als Drogendealer – damals fühlte er sich vom schein-baren Glanz anderer Krimineller angezogen, in denen er ein Vorbild sah. Und dann war da noch der Traum vom schnellen Reichtum. Mit 16 dealt er mit Drogen und Waffen, ist ständig auf der Flucht, die sehr anstrengend ist und viel Geld kostet. Er wird geschnappt und kommt für zehn Jahre ins Gefängnis. Dort stellt er nach einigen Jahren fest, dass Kriminelle für ihn keine romantischen Hel-den und Vorbilder mehr sind. Ehemalige Häftlinge kommen frei, kehren jedoch nach einiger Zeit zurück ins Gefängnis. Sie können sich nur schlecht von alten Gewohnheiten trennen und sind nicht in der Lage, sich ein neues Leben aufzubauen. Die bittere Erkenntnis: Alles, woran er geglaubt hatte, gab es in der Realität nicht. So setzte langsam ein Umdenken ein, indem er kritisch über sein bisheriges Leben nachgedacht hat und das Erlebte in Form von Kurzgeschichten aufschrieb. Es ist der Beginn eines neuen Lebens für ihn und nach seiner Entlassung ein erster Schritt in die Präventionsarbeit, die er heute leistet. Mit seinen authentischen Berichten gibt er gefährdeten Jugendlichen wichtige Impulse und berät auch ihre Eltern. Gleichzeitig möchte er ein Vorbild für Jugendliche sein und aufzeigen, wie wichtig ein Leben jenseits von Kriminalität ist.
Zum
Abschluss schrieben alle Jugendlichen einen Brief an einen derzeit
Gefangenen, der im Affekt einen Menschen getötet hat. Hier konnten
sie ihre Gedanken zur Tat und dem Menschen hinter dem Unglück
aufschreiben.
Über
Maximilian Pollux:
Maximilian
Pollux war selbst ein jugendlicher Intensivtäter und verbrachte fast
zehn Jahre in Haft. Nach seiner Entlassung veröffentlichte er
mehrere Bücher zum Thema Kriminalität und wurde Gründungsmitglied
des Vereins „SichtWaisen e.V.“ in Mainz. Er ist ausgebildeter
Anti-Gewalt-Trainer und leitete bisher über 200 Workshops im
gesamten deutschsprachigen Raum. Das Engagement des 36-Jährigen
reicht vom Eliteinternat zur Brennpunktschule, über Jugendhäuser
und Gefängnisse, bis hin zur persönlichen Betreuung von
Jugendlichen und deren Angehörigen.
www.sichtwaisen-ev.de
Titelbild: Maximilian Pollux (3. v. r.) mit einigen Mitarbeitern des LWL-Klinikums (Foto: LWL)
LWL Universitätsklinik Hamm