Düsseldorf - (ots) - Sie würde, wie sie deutlich
macht, auch heute nicht die Grenzen schließen, wenn Zehntausende
Flüchtlinge davor stünden. Für die Kanzlerin bleibt es eine Frage der
Humanität, Bitten um Asyl anzuhören und dann zu entscheiden, ob und wie
man hilft.
Die Polarisierung, die Merkel mit ihrem Satz "Wir schaffen das" vor fünf Jahren in Deutschland auslöste, hat sich gelegt, auch wenn es noch genügend Probleme mit der Integration der vielen Menschen gibt, für die Deutschland das Sehnsuchtsland war. Mehr noch: Merkels Kanzlerschaft ist nach 15 Jahren so ungefährdet wie nie. Und das, obwohl sie eine noch größere Krise bekämpfen muss: die Corona-Pandemie. Diese lenkt jedoch von Problemen ab, die die Koalition sonst hätte meistern müssen. Allen voran den Klimawandel.
Die Kanzlerin hat sich mit
ihrem frühen Verzicht auf eine weitere Kanzlerkandidatur selbst befreit.
Kein Druck mehr, den nächsten CDU-Parteitag glanzvoll zu überstehen,
keine Erwartungen mehr an sie, Konkurrenten im Wahlkampf kleinzukriegen.
Sie kann sich einfach aufs Regieren konzentrieren. Dazu kommt, dass
Bürger gnädiger mit ihr werden, je näher der Abschied rückt. Was auch
mit der Verunsicherung zu tun hat, dass nicht klar ist, wer das schwere
Erbe antreten und wie es weiterentwickelt werden wird. Dazu gehören der
Klimaschutz, die Digitalisierung und der Zusammenhalt der Gesellschaft.
In allen drei Bereichen dürften große Lücken klaffen, wenn Merkel ihr
Amt übergibt. Mag sie noch so befreit auftreten, die verbleibende Zeit
wird hier kaum für nachhaltige Lösungen reichen. Und in die Verlängerung
wird Merkel nicht gehen. Einen besseren Abschluss als mit ihrem erneut
international anerkannten Krisenmanagement kann sie auch nicht finden.
Kommentar von Kristina Dunz