Westfalen (lwl).
Hämisch grinsende Kürbisfratzen, gruselige Kostüme und
Dekorationsartikel, Horrorfilme und Ankündigungen für entsprechende
Partys sind derzeit allgegenwärtig - ein klares Anzeichen für das
nahende Halloweenfest. Grund genug für die Volkskundler des
Landschaftsbandes Westfalen-Lippe (LWL), in ihren Archiven nach
Berichten von unerklärlichen und unheimlichen Begebenheiten zu suchen.
"In unserem Archiv befinden sich über 130 Berichte zu
Geistererscheinungen und Vorahnungen", erklärt Kathrin Schulte von der
Volkskundlichen Kommission für Westfalen beim LWL. So berichtet ein
Lehrer aus Versmold (Kreis Gütersloh) über einen Werwolf, der am
Westheider Weg sein Unwesen getrieben haben soll: "In der Dunkelheit sei
er dem Wanderer von hinten mit den Vorderbeinen auf die Schultern
gesprungen und habe ihm mit feurigem Atem ins Gesicht gehaucht." Auch
solle ein "Mensch ohne Kopf" im Versmolder Kirchturm spuken. Doch nicht
nur von dort gibt es Berichte von unheimlichen Begebenheiten: Ein
Gewährsmann aus Warendorf berichtete unter anderem von einigen Männern
aus dem Ort, die ihr Vermögen versoffen und verspielt hatten. Zur Strafe
mussten sie mit dem Teufel um das verlorene Geld spielen: "So hat man
sie in dunkler Nacht oft gesehen; sie saßen auf glühenden Stühlen an
einem glühenden Tisch und spielten mit glühenden Karten." Da sich der
Teufel aber vor Ort langweilte, spielte er den Bewohnern Streiche,
erschien ihnen als schwarzer Hund, "manchmal erschien er aber auch als
ungebetener Gast bei Familienfeiern oder beim Schlachtfest. Man erkannte
ihn meistens daran, daß er [...] seinen Weg durch den Kamin nahm."
Bei diesen Berichten handelt es sich oft um Schauergeschichten, die
mündlich weitergegeben wurden und die nicht nur bei den Zuhörern,
sondern auch bei den Sammlerinnen von Volkskultur auf großes Interesse
stießen. Teilweise haben sich die Zuträger aber auch um eine Aufklärung
der unheimlichen Begebenheiten bemüht: So schrieb ein Diakon aus Herne
der Volkskundlichen Kommission, es sei auf einem alten Friedhof mehrmals
"ein größeres Tier" mit "funkelnden Augen" gesehen worden, das sich
jedoch als Katze entpuppte. Auch unheimliche Klopfgeräusche auf einem
Friedhof fanden ihre Erklärung in einem vom Wind bewegten Holzschild.
"Neben Berichten zu Geistererscheinungen haben wir auch viele
Einsendungen zum 'Zweiten Gesicht' erhalten", berichtet Schulte. Das
sogenannte "Zweite Gesicht" ist eine Bezeichnung für die Gabe in die
Zukunft schauen zu können. "Oft heißt es, jemand habe einen
Familienangehörigen im Traum gesehen, kurze Zeit später sei dieser
verstorben oder im Krieg gefallen. Auch über das Vorhersehen von Bränden
wurde oft berichtet", so Schulte aus. Die Menschen, denen die Gabe des
Zweiten Gesichts nachgesagt wurde, bezeichnete man in Westfalen als
"Spökenkieker".
Oft waren es Schäfer, die mit der Natur eng verbunden waren. So war es
auch ein Schäfer, der im nördlichen Emsland im Moor seine Schafe hütete.
Während er gerade auf einem Stein saß, "hörte er ein Brummen und sah
einen Wagen ohne Pferde hinten durch das vergrabene Moor fahren." Er
soll die erst Jahre später gebaute Straße vorhergesehen haben. Einen
überprüfbaren Nachweis des Zutreffens der Vorhersagen gibt es aber
nicht. Vielfach wurde erst im Nachhinein von solchen "Gesichten"
berichtet oder diese waren so allgemein, dass sie auf spätere Ereignisse
auf jeden Fall zutrafen.
"Trotzdem lohnt es sich natürlich gerade an Halloween, die Augen offen
zu halten. Vielleicht lauert ja doch ein Teufel oder Werwolf auf
einsamen Wegen, um Schabernack mit ahnungslosen Personen zu treiben", so
Schulte.
Von Werwölfen und kopflosen Erscheinungen
Hämisch grinsende Kürbisfratzen, gruselige Kostüme und Dekorationsartikel, Horrorfilme und Ankündigungen für entsprechende Partys sind derzeit allgegenwärtig - ein klares Anzeichen für das nahende Halloweenfest