In der Ausstellung sind drei Berliner Künstler vertreten: Christian Awe, Doris Marten und STOHEAD.
Die Werke der Künstler behandeln eine dynamische Komposition zwischen Farbe und Formen auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Die Ausstellung veranschaulicht durch die Unterschiedlichkeiten der einzelnen künstlerischen Fokussierung einen Weitblick der technischen Möglichkeiten.
In ihrer Gesamtheit ergänzen sie sich stilvoll. Anlässlich der Vernissage zu „MADE IN BERLIN“ beantwortet Christian Awe einige Fragen von uns.
stadt4.0: Wie kam es zu dem Titel der Ausstellung?
Awe: „Das was uns vereint ist, dass wir alle in Berlin leben und kreieren. Berlin ist immer mal wieder in die Kritik geraten ist, durch Sammlungen, die Berlin verlassen haben, durch Probleme mit der National Galerie, Hamburger Bahnhof und so weiter. Wo wir letztendlich ein Statement setzen wollten; Berlin ist natürlich vor allem deswegen spannend, weil die Kreativen weiterhin dort leben.
Berlin war noch nie die Stadt des großen Umsatzes in der Kunst, aber es war immer die Welthauptstadt der zeitgenössischen Kunstproduktion. Diese Reibung, gerade nach der „Stunde Null 1989“, bot einfach eine tolle neue Möglichkeit sich komplett zu entfalten. Das hat viele kreative Tagträumer und Lebenskünstler angezogen, die den Reiz der Stadt ausgemacht haben. Formal vereint uns alle, dass wir abstrakt arbeiten und dem Thema Farbe und Form sehr angetan sind, aber dennoch sehr unterschiedlich sind.“
stadt4.0: Worin genau, liegt also die Zielsetzung?
Awe: „Eben darin, Berlin erneut in einen positiven Fokus zu rücken und zu zeigen, was Berlin letztendlich ausmacht.“
stadt4.0: Was gefällt dir an Berlin am besten?
Awe: „Also, es ist für mich erstmal meine Heimat und dass es immer noch eine große Betätigungsfläche und Offenheit gibt, von vielen Themen. Es ist schon etwas geordneter, das missfällt mir auch ganz klar - bisschen aufgeräumter, aber man findet schon noch seine Ecken wo man sich austoben kann, wo es ganz klar hauptsächlich darum geht, wer ist man, was sind die Ideen, wie kann ich mich entfalten. Das ist für mich wichtig.“
stadt4.0: Nun haben wir natürlich dieses Jahr das große Thema COVID 19 - das möchten wir gar nicht weiter ausführen, trotzdem würden wir es gern mit deiner Farbaffinität als Künstler verbinden. Du sprichst viel von kombinatorischer Farbgebung, dem Verhältnis von Kontrasten, von Licht und Schatten, und der emotionalen positiven wie auch negativen Wirkung. Nun würden wir gerne wissen, welche Farbe würdest du dem Jahr 2020 zuschreiben?
Awe (lachend): „Ich würde sagen eine changierende Farbe, weil‘s sich permanent und irgendwie alles ändert. ... Weil egal, was man plant, die Pläne werden über den Haufen geschmissen. Es ist sicherlich ein sehr spannendes Jahr - auch für die Kultur ein sehr schwieriges Jahr. ... Doch habe ich noch einmal wieder mehr gemerkt wie wichtig den Menschen Kultur ist. Wir lassen sie zwar etwas recht links liegen ... allerdings merkt man, wie wichtig den Menschen der kulturelle Austausch ist ...“
Nach erneuter Nachfrage, legt sich Awe nicht auf eine einzelne Farbe fest und vergleicht das Jahr 2020 charmant mit einem Chamäleon. Dieses Geschöpf wirkt wohl auch als Laune der Natur, da es sich situationsbedingt an seine Umgebung anpasst.
Die Ausstellung MADE IN BERLIN bei Andreas Gattinger verkörpert eine gelungene Komposition unterschiedlicher Künstler und Künstlerinnen. Diese präsentieren Berlin auf kontrastierende Weise und dennnoch ist es eine Gruppenausstellung der Übereinstimmung.
Über die Ausstellung hinaus, ist Christian Awe ein sowohl renommierter Künstler in Deutschland wie auch weltweit. Der dunkelhaarige Berliner - mit seinem leicht verschmitztem Lächeln - engagiert und finanziert sowohl Sozial- und Kulturprojekten beispielsweise in Afrika. Er lebt und denkt durch und durch künstlerisch.
Kurz nach der Ausstellungseröffnung in der Galerie Ostendorff, wurde eine Fassadenmalerei in Gevelsberg (NRW) präsentiert. Das alte Kaufhaus-Gebäude stand bereits seit Jahren leer, wurde von der Stadt zurückgekauft und schließlich für die Bürgerinnen und Bürger in ein farbenfrohes Lichtmeer getaucht. Es ist nicht Awes erster Auftrag, bei dem er das Stadtbild durch seine abstrakten Farbverläufe spielerisch und kraftvoll verschönern soll. Bereits in seiner Heimat Berlin-Lichtenberg, wurde Awe für eine Blockfassade engagiert. Die Siedlung, welche durch ihre Monstrosität eher einen negativen schwierigen Beigeschmack hat, erstrahlt nun durch ein Christian Awe- Gemälde.
Während der Arbeiten an der Fassade wurde von Awe und seinem Team ebenfalls die soziale Komponente abgedeckt. Sie kümmerten sich um die Kleinen und Großen, die in der Siedlung wohnenden Menschen und stellten Farben und Materialien, damit sich die Kinder und Älteren künstlerisch betätigen konnten.
Der sympathische Berliner fasziniert auf eine gelassene Art und Weise. Er hat große Ziele und ihm scheint kein Weg zu weit und keine Wand zu groß.
Zur Ausstellung kann schließlich gesagt werden, dass Awe sich sichtlich gefreut hat, wieder in Münster zu sein. Kunst vermittelt und Kunst soll vermitteln. Nicht zuletzt soll MADE IN BERLIN Berlin wieder aus der Kritik nehmen und in einen Fokus rücken, der dazu beiträgt, die Stadt als die deutsche Künstlerstadt wahrzunehmen.
Titelbild: Christian Awe made in Berlin 2020 Acryl auf Leinwand 150 x 250 cm
Fotografie: Bernd Borchardt