Bis knapp zehn Jahren ist das Leben beinahe immer ein Traum.
Man wird gefüttert, gepudert, geknuddelt und hofiert., aber dann, wenn man auf
die große Schule kommt, dann wird es ernst. Jetzt ist Schluss mit „rumpimmeln“.
Nur wer arbeitet hat ein Recht auf Essen (Franz Müntefering SPD).
Dabei vergessen die Meisten, dass die Kindheit die wichtigste, weil prägendste Phase eines Lebens ist. Je glücklicher das Kind, desto zufriedener und glücklicher der Erwachsene. Und ein Kind, das ständig gehätschelt wurde, ist mit der plötzlichen Struktur eines Gymnasiums schlichtweg überfordert.
Warum sollte man lesen und schreiben lernen, wenn man google alles diktieren kann? Warum Bücher kaufen und analysieren, wenn es doch jede Interpretation schon im Netz gibt? Warum Datum und Fach strukturell an den Rand, wenn eh keiner meine Hausarbeiten liest?
Dass wir eine Leistungsgesellschaft sind, ist das eine, das haben wir uns ausgesucht, aber ist es nicht ungerecht, unseren Nachwuchs da rein zu zwingen, wo wir doch alle insgeheim wissen, dass wir uns derzeit auf dem Holzweg befinden.
Wenn Eltern keine Zeit für die Hausarbeiten haben und nicht mit dem Nachwuchs konstruktiv diskutieren, wird dieser nie lernen, warum argumentieren so wichtig ist, warum es wichtig ist, zu wissen, dass viele Metaphern gebraucht werden, warum wer, wie schreibt. Wenn man nicht beigebracht bekommt, dass man die eigenen Wünsche nicht von anderen imitieren, sondern nur bewundern kann. Die eigenen Wünsche müssen selbst über ein persönliches Bewertungsschema erschlossen werden und dafür ist es gut, argumentieren zu können, auch mit sich selbst.
Und das Erste, was man in der Schule lernen sollte ist nicht, wie man schreibt, sondern warum es klug ist, zu lernen und vor allem: wie man das am besten anstellt. Wie erforscht man an sich, wie das Lernen am leichtesten fällt? Indem man es ausprobiert und nicht dazu gezwungen wird, mit Stift und Block am Schreibtisch zu sitzen. Vielleicht hat Bert die besten Ideen beim Joggen, wie Papa, aber Bert darf das nicht, weil die Hände auf den Tisch gehören und die Ellbogen nicht. Weil das Datum auf die linke Seite gehört und nicht auf die rechte. Kurz: weil er ein Kind ist und erst einmal zu glauben hat, was man ihm sagt. Keine Widerrede.
Was wir selbst so hassen, oktroieren wir dem Nachwuchs und wundern uns, dass dieser mit Ritalin getränkt in der Ecke sitzt und sich nicht einmal mehr über einen neuen Rechner freuen kann.
Freuen Sie sich mal wieder einfach darüber, dass da jemand sitzt, der seinen eigenen Kopf hat und wer weiß, wenn der irgendwann keinen Bock mehr auf keinen Bock hat….
Bis morgen,
Bild und Text: adolf.muenstermann@gmail.com